Studie über die progressive Kompression

Von | 1. Mai 2013

„Kompressionsstrümpfe mit einem progressiven Druckverlauf haben einen deutlicheren Effekt auf die venöse Pumpfunktion als übliche, elastische Kompressionsstrümpfe“.

Mit diesem Titel sorgt die Studie von G. Mosti und H. Patsch für viel Aufregung. Es folgt nun eine freie Zusammenfassung aus dem Englischen, die Originalstudie gibt es als PDF.

Einführung

Medizinische Kompressionsstrümpfe mit einem degressiven Druckverlauf haben sich in der Grundversorgung durchgesetzt, sowohl in der Thromboseprophylaxe, als auch in der Therapie von Lymph- und Venenerkrankungen. Der nach oben abnehmende Druck wird grundsätzlich als wichtiges Qualitäsmerkmal angesehen, obwohl der theoretische Druckverlauf oft nicht der Realität am Bein entspricht.

Kürzlich wurde das Konzept der progressiven Kompression vorgestellt. Der Druck nimmt dabei nach oben zu und hat sein Maximum über der Wade. Die progressive Kompression zeigte sich bereits als wirksam im Bereich Sport. In einer randomisierten, kontrollierten Doppelblindstudie konnte anschliessend gezeigt werden, dass Patienten mit leichter Venenschwäche, wie Krampfadern gleichermassen von der progressiven Kompression profitieren: Das subjektive Empfinden verbessert sich mit beiden Kompressionsprinzipien in gleichem Mass. Allerdings berichten die Probanden, dass sich die Strümpfe mit progressiver Kompression leichter anziehen lassen und der Tragekomfort besser ist.

Progressive Kompression & fortgeschrittene Venenerkrankungen

Obwohl die oben genannten Resultate sehr interessant sind, war bis dato nicht geklärt, wie sich die progressive Kompression bei Patienten mit fortgeschrittener Veneninsuffizienz auswirkt. Mit der Studie wollen G. Mosti und H. Patsch den Effekt von progressiver vs. degressiver Kompression bei deutlich vorhandener Venenerkrankungen vergleichen. Im folgenden werde ich nicht auf die Methoden und Materialien eingehen, diese können in der Originalstudie nachgelesen werden.

Die Auswurfsfraktion mit unterschiedlichen KompressionsstrümpfenResultate

Ohne Kompression beträgt die EF (Ejection Fraction, hier: ausgeworfenes Blut in %) 33.29%. Das bedeutet, dass während einer standardisierten Übung ca. einen Drittel des venösen Bluts nach oben abfliessen. Bei einem Venengesunden sind es 65%, also nahezu das Doppelte. Im Vergleich dazu die gesteigerten Werte, welche mit angewandter Kompression gemessen wurden:

  • EF mit degressiver Kompression: 44.5%
  • EF mit progressiver Kompression 52.54%

Diskussion

Ein Hauptziel der Kompressionstherapie liegt in der Reduktion von venösem Hochdruck (venöse Hypertension). Der venöse Druck wird durch die Wassersäule vom Messpunkt bis zum rechten Herzen definiert und nimmt folglich nach unten stetig zu. Das Konzept der degressiven (nach oben abnehmenden) Kompression geht davon aus, dass der Blutfluss linear von distal nach proximal verläuft. Entsprechend ist der angewandte Druck am Fuss am höchsten, um nach oben kontinuierlich abzunehmen. Bisher ist man davon ausgegangen, dass eine Druckinversion, also eine erhöhte Druckapplikation weiter proximal den Blutfluss stört. Diese Tatsache erscheint zwar logisch, trifft jedoch nur auf den ruhenden Patienten (z.B. Rollstuhl, Bettlägrigkeit).

Die Druckverhältnisse im bewegten Bein sind komplex, Spitzenwerte werden im Bereich der Wadenmuskulatur gemessen und nicht im Knöchelbereich. Somit ist klar, dass ein kontinuierlicher intravenöser Druckgradient kein generelles, physiologisches Prinzip ist. Eine externe Kompression mit progressivem Verlauf übt während der Muskelsystole (Kontraktion) einen grösseren Druck auf die Gefässe der Waden aus und presst mehr Blut nach oben, als im Bereich der Fessel. Mittels Radioszintigraphy konnte bereits vorgängig gezeigt werden, dass sich beim aufrechten Probanden das grösste Blutvolumen im Mittelteil der Wade befindet.

Degressiver vs. progressiver Druckverlauf bei Kompressionsstulpen
Druckverlauf: degressiv vs. progressiv

Die Resultate dieser Studie beziehen sich lediglich auf den Blutfluss, resp. die Auswursfraktion der unteren Extremität. Die signifikante Steigerung der Venenpumpe kann nicht auf andere Effekte von Kompressionsstrümpfen (Thromboseprophylaxe, chronisches Ödem usw.) extrapoliert werden.

Englische Studie als PDF herunterladen: Original Studie (PDF)

progressive-kompressionDie ersten Sportstulpen mit progressiver Kompression

BV-Sport gilt als Pionier in der Entwicklung von Sportstulpen. Mit den Booster haben sie bereits vor über 10 Jahren innovatives und wissenschaftliches Denken bewiesen. BV-Sport lancierte nicht nur die weltweit ersten Stulpen, BV-Sport ist auch führend, wenn es um die angewandte Kompression beim Sportler geht. Bei der Entwicklung der Booster Elite standen die Fakten der obigen Arbeit im Zentrum und es entstand die weltweit erste Sportstulpe mit progressivem Druckverlauf.

Kritik / Anmerkung

Aus der Studie geht nicht hervor, welche Stiffness die elastischen Kompressionsstrümpfe aufweisen. Je höher die Stiffness, desto grösser auch die Druckzunahme bei der Muskelkontraktion. Die meisten Kompressionssportsocken und -Stulpen weisen eine deutlich höhere Gewebsstiffness auf als übliche Kompressionsstrümpfe und werden damit in der Studie nicht berücksichtigt. Eine Folgestudie, welche Sportstulpen mit unterschiedlichem Kompressionverlauf gegenüberstellt wäre wünschenswert und wird bestimmt bald folgen.

Die Studie beweist einen gesteigerten venösen Abfluss der unteren Extremitäten durch die Applikation von progressiver Kompression. Dies kann jedoch nicht mit der Reduktion des Thromboserisikos gleichgesetzt werden. Die Entstehung der Thrombose ist Multifaktoriell bedingt. Hier geht es zum Artikel Thrombose.


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