Chronischer venöse Insuffizienz

Mit Kompressionsstrümpfe, IPK und Bewegung gegen Beschwerden

Unter der chronischen venösen Insuffizienz (CVI) wird eine Venenschwäche verstanden. Die Symptome können von schweren Beinen bis zu einem offenen Bein (Ulcus cruris venosum) reichen, je nachdem wie weit fortgeschritten das Leiden ist. Deshalb wird zwischen Verschiedenen Stadien unterschieden, die nach der CEAP klassifiziert sind.

Kompressionsstrümpfe entlasten die Venen

Hier erfahren Sie mehr zur chronischen venösen Insuffizienz. Wer betroffen ist, welche Symptome auftreten und weshalb man eine Venenschwäche nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte.

Die Funktion der Venen

Die Venen transportieren sauerstoffarmes Blut aus dem Körper zurück zum Herzen. Dabei muss das Blut die Schwerkraft überwinden, denn aufgrund der Erdanziehung ist der Druck zu unterst in den Beinvenen am höchsten. Damit der Transport reibungslos funktioniert, arbeiten verschiedene Mechanismen zusammen. Die Pumpwirkung des Herzens und die Atembewegung des Zwerchfells erzeugen einen Sog. Von unten unterstützt die Wadenpumpe den Blutfluss. Bewegt man die Beinmuskeln, werden die Venen ausgepresst. Damit das Blut sicher nach oben gepresst wird und nicht in Richtung Fuss zurückläuft, sind die Venen mit Klappen ausgestattet.

Was ist eine chronische venöse Insuffizienz?

Bei einer chronischen venösen Insuffizienz sind die Venen geweitet. Die Klappen schliessen nicht mehr vollständig und der Druck in den untersten Gefässabschnitten wird immer höher. Das Blut versackt in den Beinen. Ist die CVI fortgeschritten, können die Venenwände die Flüssigkeit nicht mehr zurückhalten, sodass Blutbestandteile ins Gewebe austreten. Die Beine schwellen an. Die Mikrozirkulation der Haut ist gestört, die Haut verändert und verfärbt sich. Ist die Ernährung der Haut stark gestört, kann es zu einer offenen Wunde (Ulcus) kommen, die nicht mehr spontan abheilen.

CEAP-Klassifikation und Symptome

Mittels CEAP-Klassifikation wird die CVI eingeteilt. „C“ steht für clinical condition (klinischer Befund), „E“ für ethiology (Ursache) „A“ für anatomic location (betroffene Venen) und „P“ für patophysiology (veränderte Körperfunktion).

CEAP Klassifikation der CVI

Für Patienten am wichtigsten ist die Einteilung des „C“, denn häufig begegnet man im Arztbericht Diagnosen wie CVI C4. Das „C“ zusammen mit der Zahl geben an, wie weit die Venenerkrankung fortgeschritten ist.

  • C0: Keine sichtbaren Venenveränderungen
  • C1: Besenreiser, erweiterte kleine Blutgefässe (Teleangiektasie), netzartige Venengeflechte (retikuläre Venen)
  • C2: Krampfadern ohne klinische Zeichen einer CVI (normale Haut, keine Schwellungen)
  • C3: Krampfadern mit Schwellungen (Ödem)
  • C4: Krampfadern mit trockener, schuppiger, blau-grau verfärbte Haut (trophischen Hautveränderungen)
  • C5: Krampfadern mit abgeheiltem offenen Bein (abgeheiltes Ulcus cruris venosum)
  • C6: Krampfadern mit offenem Bein (Ulcus cruris venosum)

Weitere Symptome wie schwere Beine, Juckreiz oder nächtliche Beinkrämpfe sind nicht in der CEAP-Klassifikation enthalten, treten aber häufig auf.

Die ältere Einteilung der CVI nach Widmer wird heute kaum mehr verwendet.

Ursachen der CVI

Ein erhöhter Druck in den Venen ist der Grund für eine chronische venöse Insuffizienz. Erbliche Faktoren spielen bei der Entstehung eine wichtige Rolle. Wer schwaches Bindegewebe hat, erkrankt eher an einem Venenleiden. Aber auch Thrombosen, Venenentzündungen, mangelnde Bewegung, Alter und Übergewicht erhöhen das Risiko an einer Venenschwäche zu erkranken.

Häufigkeit

Die chronische venöse Insuffizienz (CVI) ist eine Venenschwäche von der über 90% der Schweizer betroffen sind. Am häufigsten leiden Frauen ab 40 Jahren an einem fortgeschrittenen Stadium. Männer erkranken seltener und der Erkrankungsgipfel liegt bei 70-80 Jahren.

Frühzeitig reagieren

Besenreiser, Krampfadern und Co. sind mehr als ein kosmetisches Problem. Langfristig werden die Venen immer stärker geschädigt und die Versorgung der Haut nimmt stetig ab. Wer Schwellungen und Beingeschwüre vorbeugen will, sollte seinen Venen frühzeitig Sorge tragen, denn mit der richtigen Therapie kann man den Verlauf begünstigen, das Voranschreiten der Erkrankung wird gebremst.

Therapie

Kompression und ein bewegungsreicher, gesunder Lebensstil sind die besten Mittel um die Venengesundheit im Alltag zu unterstützen.

Untersuchung der Beine bei CVI

Kompressionsstrümpfe

Kompressionsstrümpfe drücken die Venen von aussen leicht zusammen. Die Funktion der Venenklappen wird verbessert, der venöse Blutfluss gefördert und der Druck in den Gefässen reduziert. Je nach Schweregrad der CVI werden andere Kompressionsstrümpfe benötigt.

Strümpfe bei CVI C1-C2

Bei einer leichten Venenschwäche bieten hochelastische Kompressionsstrümpfe eine gute Wirkung. Sie passen sich dem Körper exakt an und geben Bewegungen mühelos nach. Geeignet Modelle sind z.B. Venosan 4002, Juzo Spirit, Varisan Fashion und mediven elegance.

Strümpfe bei CVI C3-C4

Treten Schwellungen auf, sollte der Strumpf eine mittlere bis hohe Stiffness haben, damit er die Schwellungen zurückdrängen kann. Etwas festere Strümpfe bieten auch einen höheren Komfort, denn sie schnüren im weichen Gewebe nicht ein. Geeignet sind z.B. Juzo Soft, Varisan fashion men oder VenoTrain soft.

Strümpfe bei CVI C5

Ist die Venenschwäche weit fortgeschritten, benötigt man ein Kompressionsstrumpf mit kräftiger Wirkung und einem hohen Arbeitsdruck. Die hohe Stiffness hilft nicht nur gegen Schwellungen, sondern verhindert auch Einschnürungen. Geeignet sind z.B. Juzo Dynamic, Venosan 7002, mediven forte.

Strümpfe bei CVI C6

Bei einem offenen Bein trägt die Kompressionstherapie entscheidend zur Heilung bei. Damit man die sehr festen Strümpfe problemlos über die Wundauflagen ziehen kann, gibt es spezielle Ulcus-Sets. Sie bestehen aus zwei Unterstrümpfen und einem Überstrumpf. Die Unterstrümpfe werden alle 24h gewechselt, der Überstrumpf wird am Tag darüber getragen. Geeignet sind z.B. Venosan 8002, VenoTrain ulcertec, Varisan Ulcus-Set, Circaid Venen-Kompressionssystem.

IPK-Gerät

Die intermittierende pneumatische Kompressionstherapie (IPK) wird ergänzend zur Venentherapie mit Strümpfen eingesetzt. Bei der IPK legt man eine Manschette mit mehreren Kammern ums Bein. Die einzelnen Kammern werden von einem Kompressionsgerät nach einander aufgepumpt. Die so erzeugte Wechseldruckmassage hat eine ähnliche Wirkung wie die Wadenpumpe. Das Blut wird in Richtung Herzen geleitet. Schwellungen werden reduziert.

VASOprime IPK Gerät

Für eine intensive Therapie

Die IPK ist bei CVI ab Stadium C3 empfohlen, ab Stadium C4 ist eine Vergütung durch die Krankenkasse möglich. Die Therapie eignet sich auch für Personen mit eingeschränkter Mobilität.

Bewegung

Bewegung ist in allen Stadien der CVI das A und O. Die Muskeln pumpen das Blut aus den Venen. Der Druck in den Gefässen wird reduziert. Dabei geht es nicht um sportliche Höchstleistungen. Schon ein halbstündiger Spaziergang fördert die Venengesundheit. Idealerweise bewegt man sich alle paar Stunden. Laufen Sie ein Stück des Arbeitsweges, gehen Sie mit dem Velo einkaufen, benutzen Sie die Treppen oder machen Sie in der Mittagspause einen kleinen Spaziergang.

Spazieren für die Venengesundheit

Ein Spaziergang tut Ihren Venen gut!

Gut zu wissen: Bei Bewegung wirken Kompressionsstrümpfe besonders gut. Muskelbewegung und Strumpf erzeugen zusammen eine durchblutungsfördernde Massagewirkung.

Operation

Die chronische venöse Insuffizienz kann nicht geheilt werden, mit einer Venenoperation lässt sich die Situation aber verbessern. Dabei werden die erkrankten Venen (Krampfadern) entfernt oder verschlossen. Wenn in diesen geschädigten Gefässen kein Blut mehr fliesst, kann es auch nicht mehr versacken. Mittels Operation wird die Schwellungsneigung reduziert und die Hautsituation verbessert.

Operation bei CVI

Eine Operation hilft langfristig

Achtung: Auch wenn die Krampfadern nach der OP weg sind, ist die CVI nicht verschwunden. Die Kompressionsstrümpfe muss man weiterhin tragen und auch Bewegung hilft ,ein weiteres Fortschreiten der CVI zu verhindern.