Kompressionsklassen – welche CCL-Stärken gibt es bei Strümpfen

Kompressionsklassen

Kompressionsklassen sind ein einfaches und wichtiges System, mit dem Kompressionsstrümpfe anhand ihres Anpressdrucks in Klassen von 1-4 eingeteilt werden. Die Kompressionsklassen sind nicht strikt einer Indikation zugeordnet, denn entscheidend für die Wahl eines Strumpfs ist nicht der ausgeübte Druck, sondern die Linderung der Symptome und Beschwerden. Wie man die passende Kompressionsklasse wählt erfahren Sie hier.

Die Kompressionsklassen

Die Kompressionsklasse von Kompressionsstrümpfen ist genormt und nach RAL-Norm geprüft. Je höher die Klasse, desto höher ist der Fesseldruck des Kompressionsstrumpfs. Der Druck wird in mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) gemessen. Gegen oben nimmt die Kompression ab und beträgt am oberen Ende des Strumpfs nur noch ca. 40% des Fesseldrucks.

CCL1CCL2CCL3CCL4
18-21mmHg23-32mmHg34-46mmHg>49mmHg
Druckprofil von Kompressionsstrümpfen (bei allen Kompressionsklassen)

Kompressionsklasse 1

Die niedrigste Kompressionsklasse 1 bietet einen Fesseldruck von 18-21 mmHg. Sie wird vorwiegend zur Prophylaxe von Thrombosen und venösen Beschwerden eingesetzt. Auch venöse Schwellungen und Inaktivitätsödeme lassen sich effektiv mit der CCL1 behandeln. Da das Anziehen von Strümpfen der Kompressionsklasse 1 besonders einfach ist, eignet sie sich auch bestens für die Versorgung von Patienten mit eingeschränkter Handkraft.

Bei sehr kleinen Umfängen, wie am Arm oder bei Kinderbeinen mit einem Fesselumfang unter 18 cm, wird bevorzugt die Klasse 1 eingesetzt, da höhere Kompression in diesen Fällen als unangenehm empfunden werden kann.

Die Kompressionsklasse 1 wird in der Schweiz nicht von der Krankenkasse vergütet.

Kompressionsklasse 2

Die mittlere Kompressionsklasse 2 bietet einen Fesseldruck von 23-32 mmHg. Sie wird am häufigsten eingesetzt, da sie sich zur Behandlung von fast allen venösen und lymphatischen Erkrankungen eignet. Die Produktauswahl in Klasse 2 ist gross und reicht von feinen, elastischen Strümpfen in modischen Farben bis zu sehr festen Modellen mit hoher Wirksamkeit. Es gibt auch spezielle Kompressionsklasse 2 Strümpfe für Herren.

Strümpfe der Kompressionsklasse 2 oder höher werden gemäß MiGeL von der Krankenkasse vergütet.

Kompressionsklasse 3

Die feste Kompressionsklasse 3 bietet einen Fesseldruck von 34-46 mmHg. Sie kommt nur selten zum Einsatz. Chronische venöse Insuffizienz (CVI) mit starker Schwellungsneigung und Hautveränderungen können einen derart hohen Behandlungsdruck nötig machen, ebenso wie ein offenes Bein (Ulcus cruris venosum). Fortgeschrittene Lymphödeme mit großen Umfängen, bei denen die Behandlung mit sehr festen Klasse 2 Strümpfen nicht ausreichend ist, können ebenfalls mit der Kompressionsklasse 3 behandelt werden.

Kompressionsklasse 4

Die sehr feste Kompressionsklasse 4 bietet einen Fesseldruck von über 49 mmHg. Sie wird ausschliesslich als Maßanfertigung in flachgestrickter Qualität hergestellt, um Lymphödeme mit extremen Umfängen, wie die sogenannte Elephantiasis, zu behandeln. Da das Anziehen der Kompressionsklasse 4 grosse Schwierigkeiten bereitet, werden wenn immer möglich andere Versorgungsoptionen angestrebt. Eine Möglichkeit ist etwa die Kombination eines Strumpfs der Klasse 1 und der Klasse 2, was addiert der Klasse 3-4 entspricht.

Stiffness beachten

Für die Wirksamkeit eines Kompressionsstrumpfs ist nicht allein die Kompressionsklasse entscheidend, sondern auch die Stiffness, also die Festigkeit des Materials. Während hochelastische Strümpfe bei leichten venösen Beschwerden eine gute Wirkung bieten, verlangen fortgeschrittene Venenleiden und Schwellungen nach festeren Strümpfen.

VenoTrain Soft Kompressionsstrumpf in allen Klassen
Die meisten Hersteller bieten Kompressionsstrümpfe in allen Klassen an. So z.B. die VenoTrain soft von Bauerfeind.

Kompressionsklassen nach Indikation

Lange wurden die verschiedenen Indikationen fest einer Kompressionsklasse zugeordnet, jedoch hat sich dies geändert. Mittlerweile empfehlen die Leitlinien zur Kompressionstherapie, die niedrigste wirksame Kompressionsklasse zu bevorzugen, da dies die Therapietreue der Patientinnen und Patienten positiv beeinflusst. Hier sind die wichtigsten Indikationen mit der passenden Kompressionsklasse als Richtwert.

Welche Klasse bei Krampfadern?

Krampfadern sind der häufigste Grund, Kompressionsstrümpfe zu tragen. Die Krampfadererkrankung kann milde ausgeprägt sein und sich mit Besenreisern, einigen kleinen Krampfadern und müden Beinen bemerkbar machen. Fortgeschrittene Krampfadernleiden können mit schwerwiegenden Hautveränderungen einhergehen, die bis hin zu einer chronischen Wunde, dem offenen Bein, reichen. Bei geringer Ausprägung bietet die Kompressionsklasse 1 in vielen Fällen schon absolute Beschwerdefreiheit, selbst wenn die Krampfadern mit leichten Schwellungen einhergehen. Nur wenn die Beschwerden nicht ausreichend gelindert werden, ist es notwendig zur Kompressionsklasse 2 zu wechseln. Bei ausgeprägter Schwellungsneigung ist zudem auf eine hohe Stiffness des Strumpfs zu achten. Nach der Krampfadernoperation bietet die Klasse 2 nachweislich die beste Wirkung. Die Kompressionsklasse 3 wird nur in sehr schweren Fällen eingesetzt, etwa wenn es zu einem offenen Bein gekommen ist.

Kompressionsklasse 2 bei Thrombose

Bei einer Thrombose werden immer Kompressionsstrümpfe der Kompressionsklasse 2 verordnet. Diese bieten einen ausreichend hohen Druck, um die Rekanalisation im Bereich des Thrombus zu begünstigen. Auch das Wachstum des Thrombus wird dadurch gebremst. Nach der Thrombose sollte für mindestens zwei Jahre weiterhin ein Strumpf der Kompressionsklasse 2 getragen werden. Nur diese mittlere Kompression ist nachweislich stark genug, um das Risiko für ein postthrombotisches Syndrom (PTS) zu senken.

Feste Strümpfe nach Thrombose
Nach einer Thrombose eignen sich feste Strümpfe der Klasse 2 mit einer hohen Stiffness besonders gut (z.B. VenoTrain Impuls oder Juzo Move).

Die richtige CCL bei Schwellungen

Venöse Schwellungen, Inaktivitätsödeme oder Beinschwellungen durch Medikamente können effektiv mit Kompression behandelt werden. Wie neuere Studien zeigen, reicht in vielen Fällen die Kompressionsklasse 1 aus, um die Schwellungen zurückzudrängen und erneutes Anschwellen der Beine vorzubeugen. Wichtig ist es, auf einen Strumpf mit ausreichend hoher Stiffness zu achten, um eine gute Wirkung und hohen Komfort zu gewährleisten. Reicht die Kompressionsklasse 1 nicht aus, ist ein Wechsel zur Kompressionsklasse 2 erforderlich. Auch wenn Sie die Strümpfe von der Krankenkasse vergüten lassen möchten, müssen Sie zwingend die Klasse 2 wählen.

Klasse 1 bei paVK

Venöse Erkrankungen können mit der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (paVK) einhergehen. Während venöse Schwellungen und Beschwerden eine Kompressionstherapie erfordern, gilt die paVK als relative Kontraindikation dafür. Eine sichere Kompressionstherapie mit der Kompressionsklasse 1 ist jedoch möglich, wenn der Knöchel-Arm-Index (ABI) zwischen 0,5 und 0,8 liegt.

Feine, transparente Kompressionsstrümpfe in Farben
Egal für welche Klasse Sie sich entscheiden – wählen Sie einen Strumpf der Ihnen gefällt.

Klasse 2 bei Herzinsuffizienz?

Ein Symptom der Herzinsuffizienz sind Knöchelschwellungen. Diese können unter bestimmten Voraussetzungen auch bei einer Herzinsuffizienz mit Kompression behandelt werden. Weitgehend uneingeschränkt ist die Anwendung der Kompressionsklasse 2 in den Stadien NYHA I und II möglich. Bei den NYHA Stadien III und IV ist eine sorgfältige Begleitung durch den Kardiologen Voraussetzung für die Kompressionstherapie. In diesen Fällen sollten die niedrigere Kompressionsklasse 1 oder noch leichtere Stützstrümpfe vorgezogen werden.


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