Kompressionsstrümpfe verschreiben

Von | 8. Januar 2022

Für die Verordnung medizinischer Kompressionsstrümpfe gibt es spezielle Verordnungsblöcke. Die Verordnung muss, neben Angaben zu Patient und Arzt, die Diagnose, die Kompressionsklasse, die Längenvariante und die Anzahl enthalten.

Strümpfe verschreiben

Wer kann Kompressionsstrümpfe verschreiben?

Jeder Arzt, jede Ärztin kann medizinische Kompressionsstrümpfe verordnen. Am häufigsten sind es Hausärzte, Phlebologinnen und Gynäkologen, die Kompressionsstrümpfe verordnen.

Rezept für Kompressionsstrümpfe richtig ausfüllen

Die Verordnung von Kompressionsstrümpfen kann in der gleichen Form erfolgen wie bei Medikamenten oder andern Hilfsmitteln. Einfacher geht es mit einem speziellen Verordnungsblock oder Verordnungsformular für Kompressionsstrümpfe. Folgende Angaben sind unverzichtbar.

Diagnose

Kompressionsstrümpfe können bei venösen Erkrankungen und Ödemen verordnet werden. Gemäss MiGeL werden Strümpfe bei folgenden Diagnosen vergütet:

  • Venöse Beinbeschwerden (Stadien C1, C2, C3 nach CEAP-Klassifikation)
  • Chronische venöse Insuffizienz in den ausgeprägten Stadien (C3, C4a, C4b, C5, C6)
  • Lymphödem (Grad 1)
  • Kardiales Ödem und weitere Ödeme mit internistischer Ursache
  • Inaktivitätsödem
  • Posttraumatische Ödeme
  • Postoperative Anwendung nach orthopädischen Eingriffen
  • Postoperative Anwendung nach Lymphknotenchirurgie

Achtung, bei venösen Leiden muss das Stadium gemäss CEAP-Klassifikation angegeben werden.

Bei Schwangeren ist die Schwangerschaft zusätzlich auf der Verordnung zu vermerken, damit die Vergütung ohne Franchise erfolgt. Die Schwangerschaft selbst gilt nicht als Indikation für die Verordnung von Kompressionsstrümpfen.

Ausführung

Kompressionsstrümpfe werden in verschiedenen Längenvarianten angeboten. Der Strumpf sollte die gesamten zu behandelnden Areale abdecken. Bei Patienten mit eingeschränkter Beweglichkeit oder Kraft muss ein Kompromiss zwischen Wirksamkeit und gutem Handling gefunden werden.

Strumpflängen und Ausführungen
  • AD (Kniestrumpf): Reichen bis 2cm unters Knie. Ideal bei Ödemen im Knöchelbereich und Krampfadern an der Wade. Einfach anzuziehen, daher für fast alle Patienten geeignet.
  • AG (Schenkelstrumpf): Reichen bis 5cm unterhalb des Schritts. Ein Haftrand mit Silikonbeschichtung sorgt für Halt. Einfacher Anzuziehen als Strumpfhosen, deshalb von Schwangeren oder älteren Patienten häufig bevorzugt.
  • AT (Strumpfhose): Das Leibteil ist bei den allermeisten Modellen kompressionsfrei. Daher gleiche Wirkung wie Schenkelstrümpfe, aber schwieriger anzuziehen. Strumpfhosen rutschen weniger als Schenkelstrümpfe und werden daher von einigen Patientinnen bevorzugt. Weiter kann das wärmende Leibteil im Winter einen Vorteil bieten.
  • ATU (Schwangerschaftsstrumpfhose): Die Strumpfhosen mit grossem Leibteil eignen sich für Schwangere, aber auch übergewichtige Patientinnen mit grossem Bauch.
  • Ulcus cruris Set: Set bestehend aus zwei Unterstrümpfen und einem Überstrumpf. Zur einfachen und sicheren Behandlung des Ulcus cruris venosum.
  • Armstrumpf: Reicht vom Handgelenk bis unter die Achsel.

Klasse

Die Kompressionsklasse gibt an, wie hoch der erzeugte Druck ist. Die Kompressionsklasse 2-4 werden von der Krankenkasse vergütet.

  • Klasse 2: Für die meisten Patienten die richtige Wahl.
  • Klasse 3: Nicht empfohlen bei Erstverordnungen. Nur wählen, wenn mit Klasse 2 nicht der gewünschte Therapieerfolg erzielt wird. Anwendung vor allem bei Lymphödem, fortgeschrittener CVI und bei sehr grossen Beinumfängen.
  • Klasse 4: Nur auf Mass. Für die allerwenigsten Patienten empfohlen. Besser flachgestrickte Kompressionsstrümpfe in Klasse 2 oder 3 wählen.
  • Klasse 1: Für Patientinnen mit geringer Kraft in den Händen oder niedriger Drucktoleranz die beste Lösung. Wird nicht von der obligatorischen Krankenkasse vergütet, in begründeten Fällen allenfalls von der Zusatzversicherung.

Anzahl

Pro Jahr können 2 Paar medizinische Kompressionsstrümpfe verordnet werden. Die Vergütung erfolgt nicht pro Kalenderjahr, sondern alle 365 Tage.

Bei der postoperativen Anwendung kann nur 1 Paar Strümpfe verordnet werden.

Angaben auf einem Rezept

Sonderfälle

Für die meisten Patienten eignen sich rundgestrickte Kompressionsstrümpfe in vorkonfektionierten Grössen. Es gibt jedoch einige Ausnahmen.

Kompressionsstrümpfe nach Mass

Verordnung mit der Zusatzbemerkung „nach Mass“.

Kompressionsstrümpfe nach Mass sind dann erforderlich, wenn die Beinumfänge von der Norm abweichen und die Versorgung mit einem Serienstrumpf nicht möglich ist. Mindestens ein Beinmass muss ausserhalb der Grössentabelle der vorkonfektionierten Strümpfe liegen.

Achtung: Es gibt Strümpfe verschiedener Marken mit unterschiedlichen Grössentabellen. Für über 95% der Patienten lassen sich passende vorkonfektionierte Strümpfe finden.

Kompressionsstrümpfe bei Lymphödem

Bei Lymphödem Stadium 1 können rundgestrickte Strümpfe verordnet werden. Ab Stadium 2, bei grossen Beinumfängen oder grossen Differenzen der verschiedenen Umfänge, ist ein flachgestrickter Kompressionsstrumpf nach Mass zu verordnen.

Flachgestrickte Kompressionsstrümpfe

Verordnung mit Zusatzbemerkung „flachgestrickt, nach Mass“.

Flachgestrickte Kompressionsstrümpfe werden bei Lymphödem, zur Narbentherapie oder bei CVI Stadium C5/6, falls die Versorgung mit rundgestrickten Strümpfen nicht möglich ist, verordnet.

Vorteile von flachgestrickten Kompressionsstrümpfen sind unter anderem der hohe Arbeitsdruck, vermindertes Einschnüren und Anpassbarkeit an extreme Beinmasse.

Anziehhilfen

Anziehhilfen für medizinische Kompressionsstümpfe können an Patienten verordnet werden, die ohne Hilfe nicht in der Lage sind die Strümpfe selbständig an- oder auszuziehen.