Die Symptome des Lymphödems

Von | 22. November 2019

Das Lymphödem kann angeboren sein, oder nach einem Eingriff, häufig einer Krebsoperation, auftreten. Was die ersten Symptome sind, weshalb man bereits bei den ersten Anzeichen einen Arzt aufsuchen sollte und wie die Symptome in den späteren Stadien des Lymphödems aussehen klären wir im folgenden Beitrag.

Lymphödem mit schematischen Zeichen

Stadieneinteilung Lymphödem

Das Lymphödem wird in vier Stadien eingeteilt. Da das Lymphödem im Stadium 0 nur durch invasive Tests diagnostiziert werden kann und der Patient keine Beschwerden verspürt, ist dieses zu vernachlässigen. Die ersten Symptome treten in Stadium 1 auf und verschlimmern sich mit dem Voranschreiten der Erkrankung.

Erste Anzeichen (Symptome Stadium 1)

Schwellung: Das am einfachsten zu erkennende Symptom des Lymphödems ist die Schwellung der betroffenen Körperregion. Das Gewebe ist weich und fühlt sich teigig an. Linke und rechte Körperhälfte wirken unproportional, weil das Lymphödem (sekundär) in der Regel nur einseitig auftritt. Drückt man die Schwellung mit dem Finger kräftig ein, entsteht eine Delle die erst langsam wieder zurückgeht. Über Nacht verschwindet die Schwellung oft vollständig, deshalb heisst das erste Stadium auch spontan reversibles Stadium.

Bei Beinlymphödemen sind häufig der Fussrücken und die Zehen mit geschwollen. Sind die Zehen so prall, dass man keine Hautfalte mehr abheben kann, spricht der Arzt von einem positiven Stemmer’schen Zeichen. Die Zehen können durch den gegenseitigen Druck auch seitlich abgeflacht sein und kastenförmig wirken.

Viele Betroffene bemerken aber schon bevor man die Schwellung von blossem Auge sieht, dass sich der Schuh oder die Armbanduhr plötzlich enger anfühlt.

Schmerzen: Die betoffene Extremität kann sich schwer anfühlen. Manche Patienten berichten auch von Druck- und Spannungsgefühlen, die schmerzhaft sein können.

Ermüdbarkeit: Bei körperlicher Beanspruchung ermüdet das betroffene Bein oder der Arm schneller als die andern Extremitäten.

Symptome im fortgeschrittenen Stadium

Verhärtete Schwellung: Während sich die Schwellung im Stadium 1 noch wegdrücken lässt, ist sie im zweiten Stadium verhärtet. Selbst mit kräftigem Druck lässt sich kaum noch eine Delle eindrücken. Das Gewebe ist durch Neubildungen verhärtet (Fibrose) und die Schwellung bleibt auch beim Hochlagern der Extremität bestehen.

Bleibt das Lymphödem lange Zeit unbehandelt, nehmen die Schwellungen immer weiter zu und es kommt zu Gewebeneubildungen, die extreme Ausmasse annehmen können. Die stark verdickte Haut hängt in Falten von den Beinen und beeinträchtigt die Beweglichkeit der betroffenen Extremität stark (Elephantiasis, Stadium 3).

Bewegungseinschränkungen: Durch das verhärtete Gewebe kann es zu Bewegungseinschränkungen z.B. des Sprunggelenks, Knies oder Ellenbogens kommen.

Hautveränderungen: Die eiweissreiche Schwellung des Lymphödems beeinträchtigt die Versorgung der Haut. Erste Anzeichen dafür sind eine Verdickung der Haut (Hyperkeratose), oder dunkle Verfärbungen (Hyperpigmentierung).

Meist erst im dritten Stadium zeigt sich die Papillomatose als Symptom des fortgeschrittenen Lymphödems. Dabei handelt es sich um gutartige Hauttumore, die bei Lymphödempatienten meist in Gruppen auftreten, vor allem im Zehenbereich, selten am Arm.

Komplikationen

Die hier beschriebenen Komplikationen sind nicht als normale Symptome des Lymphödems zu verstehen, sondern treten in der Regel nur bei ungenügender Behandlung auf. Infektionen und Lymphfisteln stellen zudem Notfälle dar und müssen sofort einem Arzt vorgeführt werden.

  • Infektionen: Da das Lymphsystem nicht nur für den Flüssigkeitstransport, sondern auch für die Immunabwehr zuständig ist, steigt bei einem Lymphödem das Risiko für Infektionen. Häufig sind Pilzerkrankungen der Haut und bakterielle Entzündungen (Erysipel, Wundrose).
  • Lymphzysten: Ist des Lymphödem nicht ausreichend behandelt, steigt der Druck in den kleinen Lymphgefässen stark an. Diese können sich weiten und als kleine Bläschen auf der Haut sichtbar werden. Platzen sie, tritt Lymphflüssigkeit aus, man spricht von einer Lymphfistel. Die klare Flüssigkeit kann dabei über mehrere Tage austreten.

Symptomatische Therapie

Das Lymphödems kann man leider bis heute nicht ursächlich behandeln, sondern nur symptomatisch. Das heisst, trotz intensiver Therapie verschwindet die Schwellung nicht, sie wird nur vorübergehend zurückgedrängt, sodass eine lebenslange Therapie notwendig ist. Das ist für manche Betroffenen schwer zu akzeptieren. Dennoch lohnt sich die Therapie, denn sie kann alle Symptome lindern und das Fortschreiten der Erkrankung verhindern.

Wird mit der Therapie im ersten Stadium begonnen, ist es möglich die Schwellung vollständig zurückzudrängen. Die Behandlung wird trotzdem weitergeführt, da die Extremität sonst erneut anschwillt.

Auch Symptome wie Hautveränderungen und Verhärtungen lassen sich mit einer intensiven Therapie noch teilweise rückgängig machen.

Die KPE

KPE steht für komplexe physikalische Entstauungstherapie. Sie ist die beste Therapie bei Lymphödem und setzt sich aus verschiedenen Behandlungen zusammen.

  1. Manuelle und apparative Lymphdrainage: Bei der Lymphdrainage wird die Aktivität der Lymphgefässe angeregt um den Abfluss zu steigern. Manuelle und apparative Lymphdrainage ergänzen sich optimal. Während die Therapeutin bei der manuellen Lymphdrainage optimal auf einzelne Verhärtungen und Beschwerden eingehen kann, bietet die apparative Lymphdrainage dank der Druckmassage eine stark entstauende Wirkung.
  2. Kompressionsstrümpfe oder Verband: Nach der Lymphdrainage ist die Schwellung reduziert. Damit das möglichst lange so bleibt, wird die betroffene Extremität mit einem satten Kompressionsverband eingebunden. Sind die Schwellungen maximal zurückgedrängt, wird ein flachgestrickter Kompressionsstrumpf angepasst.
  3. Hautpflege: Ist die Haut trocken und rissig, bilden sich Eintrittspforten für Krankheitserreger. Tägliches Waschen und danach Eincremen mit einer gut verträglichen Lotion, halten die Haut geschmeidig und helfen Infektionen vorzubeugen.
  4. Bewegung: Entstauende Bewegungsübungen unterstützen die Wirkung der Kompressionsstrümpfe. Leichte sportliche Aktivität regt den Lymphabfluss zusätzlich an.