Das offene Bein (Ulcus cruris)

Von | 6. April 2011
Einbinden bei Ulcus cruris

Definition des Ulcus cruris

Beim Ulcus cruris, also „offenen Bein“ oder auch „Beingeschwür“ handelt es sich um einen kaum heilenden Substanzdefekt. Häufig tritt die Wunde im Bereich des Innenknöchels auf.

Die Ursachen sind vielfältig

Häufig entsteht als Folge einer Ernährungsstörungen des Gewebes eine Defektwunde. Die weitaus häufigste Ursache des offenen Beines ist die chronisch venöse Insuffizienz. Vier von fünf Ulcusfälle können der Venenerkrankung zugeschrieben werden. Der verminderte venöse Rückstrom verursacht eine Stauung, es kommt zur Erweiterung der Beinvenen. Krampfadern bilden sich aus, flüssigkeit tritt ins Gewebe aus, es kommt zur Schwellung und die Ernährungssituation ist kritisch. Wird die entsprechende Therapie nicht rechtzeitig eingeleitet, kann es zum Ulcus cruis kommen.

Aber auch Störungen der arteriellen Durchblutung führt zum Gewebeuntergang und kann so eine offene Wunde am Bein verursachen. Diese Beingeschwüre befinden sich allerdings häufig an der Aussenseite des Unterschenkels.

Bei unzureichend eingestellten Blutzuckerwerten bei Diabetes mellitus kommt es zu einer Schädigung der Gefässe und Nerven. Die Verminderte Ernähung sowie schlechte Sensibiltät der Haut kann zur Ausbildung eines offenen Beins führen.

Es gibt noch weitere Ursachen, welche zum Ulcus führen, diese sind allerdings sehr selten: Krebsgeschwüre, Infekte, Traumata oder Autoimmunerkrankungen sind einige davon.

Klinische Erscheinung und Verlaufsformen

Ein Ulcus cruris am Unterschenkel

Wie schon erwähnt ist das Ulcus Ausruck einer fortgeschrittenen Erkrankung, welche auch das Erscheinungsbild des Geschwürs bestimmt. Beim häufigen venösen Ulcus treten zuerst Pigmentierungen, Verhärtungen und Phlebitiden auf. Oft wird dann der Gewebedefekt durch ein Bagatelltrauma ausgelöst. Bei der PAVK treten initial Schmerzen bei Belastung auf. Im Verlauf wird die Haut atroph, kühl und die Behaarung verschwindet. Nicht rechtzeitig erkannt enwickelt sich ein Geschwür auf Grund des chronischen Sauerstoff- und Nährstoffmange.

Hat sich ein Ulcus cruris entwickelt, beginnt für die betroffenen oft eine lange Leidensgeschichte. Auch unter adäquater Therapie heilen die Wunden nur sehr langsam ab. Grundlage für eine Heilung ist die Infektfreiheit sowie vitales Granulationsgewebe. Rezidive sind sehr häufig.

Komplikationen des Ulcus cruris

Die Barrierefunktion der Haut ist gestört, so dass Keime ungehindert in die Wunde eintreten können. Auch die Abwehrfunkion ist aufgrund der schlechten Durchblutung nicht gewährleistet. Das Resultat ist eine Superinfektion des Gewebedefekts, was den Heilungsprozess wiederum verzögert. Beim arteriellen Ulcus können die Schmerzen unerträglich werden, weitere Nekrosen sind zu befürchten. Langanhaltende, floride Ulcera können wegen der chronischen Entzündung auch entarten und gehören regelmässig durch den Spezialisten beurteilt oder im Zweifel biopsiert.

Therapie

Kompressionsstrumpf für die Therapie des venösen Ulcus cruris

Versucht wird immer, die zugrunde liegende Krankheit auszuschalten. Bein venösen Ulcus werden mechanische Massnahmen angewendet. Die Kompressionstherapie mit Kompressionsstrümpfe und Bandagen gilt als Basisbehandlung. Die Firma Lohmann & Rauscher bringt mit dem ACTICO ® SILK einen speziell für die Ulcustherapie entwickelten Kompressionsstrumpf auf den Markt. Das Zweistrumpfsystem garantiert einen hohen Fesseldruck von 40mmHg bei sehr einfacher Anwendung. Hier erhalten Sie mehr Informationen zum ACTICO® SILK Ulcusstrumpf. Um eine bakterielle Besiedlung zu vermeiden, werden häufig antibakterielle Wundauflagen eingesetzt. Auch der Einsatz von silberhaltigen Kompressionsstrümpfen hat sich als sehr wirksam gegen eine Superinfektion des Ulcus erwiesen.

Die Therapie mit Maden zeigt gute Ergebnisse, die nekrotischen Areale werden gefressen, während vitales Gewebe unangetastet bleibt.

Hat sich ein reizloser, vitaler Wundgrund gebildet, so kann eine Spalthaut-Transplantation durchgeführt werden. Die Heilung wird beschläunigt, die Rezidivrate deutlich gesenkt. Mit dem Therapieabschluss beginnt die Rezidivprophylaxe, welche ein lebenlang durchgeführt werden muss.

Bei der arteriellen Verschlusskrankheit sind Kompressionsmassnahmen wie Strümpfe kontraindiziert, da die Durchblutung ohnehin schon eingeschränkt ist. Tieflagerung der Beine hilft gegen Schmerzen, Watte schützt vor Auskühlung und Verletzungen. Um eine ausreichende Durchblutung sicherzustellen werde oft operative, invasive Verfahren nötig. Ballondilatation, Bypässe oder Enfernung der innersten Wandschicht sind die Standardverfahren.
Nicht abheildende Ulcera müssen aufgrund des Entartungsrisiko immer weiter abgeklärt werden.

Übersicht aller Kompressionsstrümpfe Klasse III welche für die Therapie des venösen Ulcus cruris geeignet sind.

Neue Therapiemöglichkeiten

Neben dem klassischen Kompressionsstrumpf stehen heute auch Verbandsysteme zur Verfügung, welche vom Patienten selbstständig angelegt werden können. Medi bietet mit JuxtaCures ein einfach anzuwendendes, aber sehr wirkungsvolles Konzept an.

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Auch die Behandlung mittels apparativer intermittierender Kompressionstherapie hat sich als äusserst Effektiv erwiesen. Mehr zum Thema erfahren Sie in unserem Beitrag „Anwendungsmöglichkeiten für AIK„.