Kompressionsstrümpfe bei Herzinsuffizienz

Von | 24. September 2021
Herzinsuffizienz

Ein Symptom der Herzinsuffizienz sind Knöchelschwellungen. Ob sie mit Kompressionsstrümpfen behandelt werden dürfen oder nicht, hängt vom Schweregrad der Herzinsuffizienz und vom individuellen Gesundheitszustand des Patienten ab. Viele Leitlinien erlauben die Kompressionstherapie bei Herzinsuffizienz NYHA I und II, raten aber bei einer dekompensierten Herzinsuffizienz NYHA III und IV davon ab. Verschiedene Untersuchungen weisen nun darauf hin, dass auch bei einer Herzinsuffizienz NYHA III und IV unter engmaschiger ärztlicher Kontrolle eine Kompressionstherapie erfolgen darf.

Schwellungen durch Herzinsuffizienz

Bei einer Herzinsuffizienz mag das Herz nicht mehr genügend Blut durch den Kreislauf pumpen um den Körper mit ausreichend sauerstoffreichem Blut zu versorgen. Bemerkbar macht sich das etwa durch eine reduzierte Belastbarkeit, Atemnot, Husten, erhöhter Herzfrequenz und Schwellungen, meist in den Beinen, oder auch im Bauchbereich.

Die Schwellungen treten vor allem bei Rechtsherzinsuffizienz auf. In der rechten Herzkammer wird sauerstoffarmes Blut aus dem Körperkreislauf in den Lungenkreislauf gepumpt. Geschieht dieser Weitertransport von venösem Blut nicht ausreichend schnell, staut sich das Blut in den Venen. Der Druck in den Gefässen nimmt zu, sodass Flüssigkeit aus den Venen ins umliegende Gewebe gepresst wird. Da der Druck in den Beinvenen durch die Schwerkraft ohnehin am höchsten ist, treten Schwellungen bei Herzinsuffizienz in der Regel als erstes in den Beinen auf. Sie können aber auch im Bauchbereich auftreten, insbesondere wenn der Erkrankte viel liegt.

Wirkung von Kompressionsstrümpfen

Medizinische Kompressionsstrümpfe haben einen genormten Druckverlauf. Die Kompression ist an der Fessel am höchsten und nimmt gegen oben hin ab. Der Druck des Strumpfs stellt einen Gegendruck zum Venendruck dar. Dadurch wird der Austritt von Flüssigkeit ins umliegende Gewebe reduziert. Wassereinlagerungen im Gewebe werden zurückgedrängt und die Flüssigkeit langsam wieder in den Kreislauf geleitet.

Genau hier wurde die Schwierigkeit der Kompressionstherapie bei Herzinsuffizienz vermutet. Untersuchungen haben gezeigt, dass der Effekt der hämodynamischen Veränderung aber sehr gering ist und bereits nach wenigen Minuten vom Körper ausgeglichen wird. Die Kompressionstherapie zählt auch nicht zu den Faktoren, die eine Dekompensation der Herzinsuffizienz auslösen können. Dennoch geht man davon aus, dass gerade bei einem grossen Ödemvolumen eine Verschlechterung der Herzkreislaufsituation auftreten kann, wenn man Kompressionsstrümpfe trägt. Aus verschiedenen wissenschaftlichen Untersuchungen wurden folgende Empfehlungen abgeleitet.

Kompressionstherapie bei NYHA I und II

Bei einer chronischen Herzinsuffizienz in den Stadien NYHA I und II ist die Kompressionstherapie weitgehend uneingeschränkt möglich. Wichtig ist die sorgfältige Diagnosestellung im Voraus durch einen Kardiologen. Wer an einer Herzinsuffizient leidet, darf also nach Absprache mit dem Arzt Kompressionsstrümpfe tragen.

Kompressionstherapie bei NYHA III und IV

Bei einer chronischen Herzinsuffizienz in den Stadien NYHA III und IV ist eine vorsichtige Kompressionstherapie unter engmaschiger Kontrolle eingeschränkt möglich. Viele Hausärzte, Dermatologen und Angiologen scheuen sich davor bei Herzinsuffizienz Kompressionsstrümpfe zu verschreiben. Hier ist der Kardiologe die richtige Ansprechperson. Er kann den Schweregrad der Herzinsuffizienz beurteilen und erkennt eine allfällige Verschlechterung der Herzinsuffizienz zuverlässig. Er kann entscheiden, ob die Vorteile der Kompressionstherapie die möglichen Risiken überwiegen und wann die Kompressionstherapie allenfalls abgebrochen werden muss.

Welche Kompressionsstrümpfe bei Herzinsuffizienz?

Kompressionsstrümpfe werden in verschiedene Klassen unterteilt. Verordnungsfähig sind Strümpfe der Klasse 2 und höher. Gerade im Sinne einer vorsichtigen Kompressionstherapie können aber auch leichtere Strümpfe mit geringer Kompression und hochelastischem Gestrick sinnvoll sein. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie sich einfacher anziehen lassen, was gerade für ältere Patienten ein Vorteil ist. Halten Sie sich beim Kauf der Strümpfe in jedem Fall an die Verordnung oder Angaben Ihres behandelnden Arztes. Mögliche Modelle sind:

Venosan Cotton Support

Die Stützstrümpfe erzeugen eine leichte Kompression von 15-20 mmHg. Dadurch bieten sie eine angenehme Stützwirkung und behandeln leichte Schwellungen sanft. Sie sind auch einfach anzuziehen und bieten im Alltag einen hohen Tragekomfort. Natürliche Baumwolle sorgt für ein angenehmes Gefühl auf der Haut.

Venosan 4001

Die hochelastischen Kompressionsstrümpfe der Klasse 1 werden anhand der Beinumfänge gewählt. Dadurch bieten sie einen kontrollierten Druckverlauf, der den Blutfluss fördert und Schwellungen vorbeugt. Die leichte Kompression von 18-21 mmHg ist dennoch sanft. Hochwertige Tactel Fasern die nach einer raffinierten Sandwichbauweise verarbeitet sind, sorgen für ein frisches Tragegefühl, denn sie leiten Feuchtigkeit schnell von der Haut weg.

Sigvaris Diabetic Compression Socks

Diabetes kann zu verschiedenen Erkrankungen der Gefässe und des Herzens führen, unter anderem auch zu einer Herzinsuffizienz. Speziell für die Behandlung von Schwellungen bei Diabetikern hat Sigvaris die Diabetic Compression Socks entwickelt. Sie haben eine leichte Kompression, sodass sie auch bei einer verminderten arteriellen Durchblutung (bis ABI >0,8) getragen werden dürfen. Das eher feste Gestrick sorgt dennoch für eine gute Wirkung bei Schwellungen. Ein extra weiches Fussteil ohne Kompression schützt die Füsse vor Druckstellen.

Venosan 4002

Der Klasse 2 Strumpf überzeugt mit dem gleichen schnelltrocknenden Gestrick wie der Venosan 4001, hat aber eine höhere Kompression der Klasse 2. Mit 23-32 mmHg Fesseldruck ist der Strumpf stark gegen Schwellungen. Das elastische Gestrick sorgt dafür, dass man den Strumpf trotz guter Wirkung einfach anziehen kann und der Tragekomfort im Alltag sehr hoch ist.

Juzo Energy AD

Der Herrenstrumpf von Juzo bietet eine Kompression der Klasse 2. Das Gestrick hat eine mittlere Stiffness, sodass auch ausgeprägte Schwellungen intensiv behandelt werden. Da es sich um einen speziellen Herrenstrumpf handelt, ist das Fussteil etwas Grösser ausgeführt und eignet sich für Schuhgrössen bis 44.


Quellen: