Das Lymphödem behandeln

Von | 10. September 2018
Lymphödem Behandlung

Das Lymphödem ist eine Erkrankung die einen ein Leben lang begleitet. Entsprechend gross ist die Eigenverantwortung, welche die Patienten tragen müssen. Dies setzt aber auch voraus, dass die Betroffenen gut informiert sind. Diese Tatsache geht leider oft vergessen, sodass viele Patienten in der Schweiz nicht richtig versorgt sind. Hier erfahren Sie das Wichtigste über die Behandlung des Lymphödems.

Weshalb das Lymphödem behandeln?

Das Lymphödem ist nicht heilbar. Manche Betroffene fragen sich deshalb, weshalb es überhaupt eine Therapie braucht. Die Antwort auf diese Frage ist ganz einfach, weil die Therapie das Wohlbefinden steigert und das Fortschreiten der Erkrankung verhindert. Unbehandelte Lymphödeme werden immer ausgeprägter, das Gewebe verhärtet sich und die Betroffenen leiden an Spannungsbeschwerden. Die Therapie reduziert Schwellungen, trägt zur Gesundheit der betroffenen Extremität bei und lindert Beschwerden.

Gut zu wissen: Wird früh mit der Behandlung des Lymphödems begonnen, ist es manchmal sogar möglich die Schwellung so weit zu reduzieren, dass sie nicht mehr sichtbar ist.

Wie behandeln?

Für die Behandlung des Lymphödems gibt es nur eine anerkannte und wirkungsvolle Therapie, nämlich die komplexe physikalische Entstauungstheorie, kurz KPE. Sie wird in zwei Phasen unterteilt.

Entstauungsphase…

Ziele:

  • Das Ödem soll so stark wie möglich entstaut werden.
  • Der Patient sollte so gut instruiert werden, dass er während der Erhaltungsphase selber Verantwortung für die Therapie übernehmen kann.

Während der Entstauungsphase wird das Ödem täglich mit Lymphdrainage behandelt und anschliessend eingebunden, resp. mit einer Klettbandage versorgt. Erfahrungsgemäss lässt sich durch eine Kombination von manueller und apparativer Lymphdrainage die grösste Volumenreduktion erzielen. In dieser Behandlungsphase wird der Patient ausserdem instruiert, welche Bewegungsübungen er zu Hause selbständig durchführen kann um die Entstauung zu begünstigen und wie die Hautpflege aussehen sollte.

… in der Lymphklinik

Die Voraussetzungen der einzelnen Patienten sind unterschiedlich. Entsprechend eignet sich nicht für jeden Betroffenen eine ambulante Behandlung. Für manche Personen ist ein stationärer Aufenthalt in einer Lymphklinik während der Entstauungsphase sinnvoller. In folgenden Fällen wird Ihnen der behandelnde Arzt möglicherweise zu einer stationären Behandlung raten:

  • Wenn das Lymphödem bereits ins Stadium 2 oder 3 fortgeschritten ist
  • Weitere Erkrankungen vorliegen oder Komplikationen wie Lymphfisteln vorhanden sind
  • Wenn das Lymphödem mehrere Extremitäten, den Kopf oder den Genitalbereich betrifft
  • Kinder oder Jugendliche werden oft stationär behandelt. So ist die Einbindung der Eltern besser gewährleistet und die jungen Betroffenen können sich mit Gleichaltrigen austauschen.

Eine Auswahl an Lymphkliniken und Agiologen finden Sie unter www.lv-schweiz.ch/adressenaerzte

Lymphödem Therapie

Erhaltungsphase

Ziele:

  • Der entstaute Zustand soll so lange wie möglich erhalten bleiben.
  • Die Patientin soll grösstmögliche Freiheit und Selbständigkeit zurückerlangen.
  • Der Betroffene soll möglichst vollständig arbeitsfähig sein und uneingeschränkt am Alltag teilnehmen können.

In der Erhaltungsphase organisiert die Patientin die Therapie mehrheitlich selbständig. Der Arzt verordnet die benötigte Anzahl Lymphdrainage-Sitzungen, die Miete für ein Lymphdrainagegerät und die geeigneten Kompressionstrümpfe. Die Patientin meldet sich selber bei der gewünschten Lymphdrainagepraxis an und vereinbart passende Termine. Das Lymphdrainagegerät wird zusätzlich zur manuellen Lymphdrainage zu Hause angewendet. Auch die Entstauungsübungen und die Hautpflege werden jetzt selbständig daheim durchgeführt.

Tipp: Seien Sie beim Kauf der Kompressionsstrümpfe kritisch. Viele Lymphödempatienten bekommen im lokalen Geschäft ungeeignete (hochelastische) Strümpfe, oder eine überteuerte Massbestrumpfung, obwohl diese nicht nötig wäre. Viele Patienten können mit einem festen rundgestrickten vorkonfektionierten Strumpf gut und kostengünstig versorgt werden. Geeignet sind z.B. der Venosan 7002 oder der Juzo Dynamic.

Auch während der Erhaltungsphase ist man als Betroffener nicht auf sich selbst gestellt. Bei regelmässigen Kontrollen überprüft der Arzt, ob die Therapie den gewünschten Erfolg bringt.

Behandlungsfehler

Das Wissen über das Lymphödem ist leider bei vielen Ärzten sehr gering. Patienten mit Lymphödem sollten sich deshalb immer von einem Facharzt (Angiologen) untersuchen lassen. Er kann eine zuverlässige Diagnose stellen, die korrekte Behandlung anordnen und deren Erfolg überprüfen. Leider gibt es auch in der Schweiz viele Fälle von schlecht versorgten Patienten. Hier einige der häufigsten Behandlungsfehler, die der Grund für eine wirkungslose Lymphödem Therapie sein können:

Problem: Die Patientin trägt keine oder sehr elastische Kompressionsstrümpfe wie z.B. Sigvaris Magic oder mediven elegance.

Lösung: Die Kompressionstherapie ist ein zentraler Pfeiler in der KPE. Patienten müssen jeden Tag feste Kompressionsstrümpfe wie z.B. Venosan 7002 oder Juzo Dynamic tragen. In manchen Fällen wird auch ein flachgestrickter Strumpf wie z.B. ein Juzo Expert benötigt.

Problem: Falsche Technik bei der manuellen Lymphdrainage, wie z.B. Ausstreichmassage.

Lösung: Die manuelle Lymphdrainage ist eine eigenständige Massagetechnik. Der Therapeut muss entsprechend ausgebildet sein. Fragen Sie immer nach der Qualifikation.

Problem: Der Patient bekommt nur manuelle Lymphdrainage oder nur apparative Lymphdrainage verordnet.

Lösung: Die manuelle und apparative Lymphdrainage ergänzen sich ideal. Bei der manuellen Drainage wird individuell auf problematische Bereiche eingegangen, während die apparative Lymphdrainage eine stark entstauende Wirkung hat. Beide Therapien ergänzen sich optimal und müssen von der Krankenkasse vergütet werden, wenn entsprechende ärztliche Verordnungen vorliegen.

Problem: Der Patient macht bei der Therapie nicht richtig mit, trägt z.B. die Kompressionsstrümpfe nicht oder macht die Bewegungsübungen nicht.

Lösung: Die Behandlung des Lymphödems erfordert viel Mitarbeit des Betroffenen. Halten Sie sich exakt an die vom Arzt verordnete Therapie. Achten Sie ausserdem auf einen gesunden Lebensstil und probieren Sie das Normalgewicht zu erreichen.

Problem: Ist die Therapie wirkungslos, wurde die Diagnose allenfalls nicht richtig gestellt.

Lösung: Das Lymphödem sollte immer von einem Angiologen diagnostiziert werden.

Problem: Behandlung des Lymphödems mit Diuretika („Wassertabletten“).

Lösung: Wassertreibende Mittel können in manchen Fällen eine kurzfristige Entlastung bringen, verschlechtern aber langfristig die Situation. Suchen Sie einen Spezialisten auf, der Ihnen eine geeignete Therapie verschreiben kann.

Problem: Betroffenen wird oft geraten weniger zu trinken oder auf gewisse Lebensmittel zu verzichten.

Lösung: Weniger trinken reduziert das Ödem nicht und einzelne Lebensmittel haben keinen direkten Einfluss auf die Schwellung. Eine gesunde Ernährung und das Normalgewicht haben aber durchaus einen positiven Effekt auf das Lymphödem. Auch eine übermässige Salzzufuhr ist zu verhindern.

Sollten Sie einen dieser Behandlungsfehler bei sich feststellen, suchen Sie einen andern Arzt oder Therapeuten auf, oder passen Sie Ihr Verhalten an.


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