Wassertabletten gegen geschwollene Füsse?

Von | 16. Juli 2022
Wassertabletten

Wassertabletten leiten Flüssigkeit aus dem Körper. Das kann bei geschwollenen Füssen helfen. Entscheidend ist aber, was der Grund für die geschwollenen Füsse ist. Ist die Ursache eine Venenschwäche oder ein Lymphödem, sind Diuretika nicht die geeignete Behandlung. Hier ist die Kompressionstherapie das wirkungsvollere und sicherere Mittel gegen die Schwellungen.

Was sind Wassertabletten?

«Wassertabletten» oder Diuretika wirken in der Niere. Sie sorgen dafür, dass mehr Harn produziert wird. Das heiss, mehr Wasser wird aus dem Körper geleitet. Man könnte also auch von Entwässerungstabletten sprechen.

Durch den entwässernden Effekt sinkt das Blutvolumen, was den Blutdruck senkt und das Herz entlastet. Auch andere erkrankte Organe wie die Lunge oder die Leber werden entlastet. Deshalb werden Diuretika etwa bei einer Herzinsuffizienz oder einem Lungenödem eingesetzt.

Diuretika haben aber auch Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Schwindel, Übelkeit, Magnesium- oder Kaliummangel.

Niere
Wassertabletten erhöhen die Ausscheidung von Wasser über die Niere

Ursachen für geschwollene Füsse

In den Beinen herrscht normalerweise ein Gleichgewicht. Flüssigkeit wird aus den arteriellen Teilen der Kapillaren (Haargefässe) ins umliegende Gewebe gepresst um es zu ernähren. Über den venösen Teil der Kapillare wird ein Grossteil der Flüssigkeit wieder aufgenommen. Die noch verbleibende Flüssigkeit wird von den Lymphgefässen aufgenommen.

Zu Schwellungen kommt es, wenn dieses ausgewogene Zusammenspiel gestört ist. Bei venösen Erkrankungen etwa ist der Druck in den Venen erhöht, sodass vermehrt Flüssigkeit ins Gewebe gepresst wird und die Knöchel anschwellen. Wenn das Herz nicht mehr kräftig genug pumpt, steigt der Druck in den Venen ebenfalls an. Bei einem Lymphödem ist die Funktion der Lymphgefässe eingeschränkt, sodass nicht mehr ausreichend Flüssigkeit aus dem Gewebe abtransportiert wird. Es gibt auch Medikamente, die als Nebenwirkung Flüssigkeit im Gewebe zurückhalten.

Wassertabletten helfen nicht bei allen Arten von Schwellungen

Wassertabletten helfen nicht immer gegen geschwollene Füsse. Bei folgenden Indikationen ist die Behandlung mit Diuretika ungeeignet:

  • Geschwollene Füsse durch chronische venöse Insuffizienz (CVI): Der Druck in den Venen ist nicht wegen einer zu grossen Blutmenge erhöht, sondern wegen einer gestörten Funktion der Venenklappen. Die Funktion wird durch die Einnahme von Wassertabletten nicht verbessert.
  • Knöchelödeme durch Medikamente: Manche Medikamente verursachen Knöchelschwellungen als Nebenwirkung. Hier kann der Arzt eine angepasste Dosis oder ein Ersatzmedikament verschreiben (1).
  • Geschwollene Beine bei einem Lymphödem: Das Lymphödem ist eine eiweissreiche Schwellung. Da Diuretika nur Wasser aus dem Körper leiten, bleiben die Eiweisse zurück und das Gewebe verhärtet mit der Zeit. Wassertabletten sind also in den meisten Fällen nicht nur unwirksam, sondern können sogar einen negativen Effekt haben. (2)

Schwellungen ohne Wassertabletten behandeln

Geschwollene Füsse lassen sich ganz einfach ohne Medikamente behandeln, nämlich mit Kompression. Kompressionsstrümpfe drücken von aussen aufs Bein und reduzieren so den Druck in den Venen. Es tritt weniger Flüssigkeit ins Gewebe aus. Zudem wird der Abtransport über die Venen und Lymphgefässe gefördert, weil (wenig elastische) Kompressionsstrümpfe bei jeder Bewegung einen leichten Massageeffekt erzeugen.

Welche Kompressionsstrümpfe sich für die Behandlung von geschwollenen Füssen eignet, hängt davon ab wie ausgeprägt die Schwellungen sind. Grundsätzlich gilt, je grösser die Schwellungsneigung, desto höher muss die Wandstärke (Stiffness) des Strumpfs sein.

Bei starken oder verhärteten Schwellungen, kann zuerst eine entstauende Therapie angezeigt sein. Diese setzt sich aus manueller und/oder apparativer Lymphdrainage und einer Dauerkompression mit einem Wrap oder Verband zusammen. Erst wenn die Schwellungen nicht mehr weiter zurückgehen, ersetz man den Wrap oder Verband durch einen medizinischen Kompressionsstrumpf. Die Lymphdrainage kann weiterhin nötig bleiben. Bei einem Lymphödem ist eine lebenslange Therapie mit Strümpfen und Lymphdrainage angezeigt.

Übrigens: Auch wer an geschwollenen Füssen leidet und Wassertabletten nehmen muss, kann die Schwellungen zusätzlich mit Kompression behandeln, sofern keine dekompensierte Herzinsuffizienz vorliegt. Das unterstützt die abschwellende Wirkung der Tabletten.


Quellen:

  1. http://www.lymphe-und-gesundheit.de/downloads/Lymphe_und_Gesundheit_02-2019.pdf
  2. J.G. O’Brien et al.: Treatment of Edema, Am Fam Physician 2005, 71: 2111–2117.