Kompressionsstrümpfe bei Muskelfaserriss

Von | 8. Januar 2024
Muskelfaserriss

Muskelfaserrisse zählen zu den häufigsten Sportverletzungen. Sie heilen unter der konservativen Therapie innert weniger Wochen ab. Zu den wichtigsten therapeutischen Massnahmen zählen Ruhe, eine unterstützende Kompressionstherapie und sobald der Heilungsprozess fortgeschritten ist auch leichtes Dehnen. Kompressionsstrümpfe fördern aber nicht nur den Heilungsprozess, sondern lindern mit ihrer muskelstabilisierenden Wirkung auch die Schmerzen. Hier erfahren Sie alles über den Muskelfaserriss und seine Behandlung.

Aufbau des Muskels

Muskeln bestehen aus einzelnen Fasern, die von Bindegewebe zu Bündeln zusammengehalten werden. Eine weitere Hülle führt mehrere Bündel zu grösseren, sekundären Muskelfaserbündeln zusammen. Mehrere solcher Bündel werden von einer festen Hülle, der Faszie, umschlossen und bilden einen Muskel. Der gesamte Muskel wird von Blutgefässen und Nerven versorgt. An seinen Enden ist der Muskel über die Sehnen mit den Knochen verbunden.

Aufbau Muskel

Ursache eines Muskelfaserrisses

Muskelfaserrisse sind immer die Folge eines Unfalls. Häufig sind abrupte Bewegungen beim unkontrollierten Landen nach Sprüngen oder bei Drehbewegungen die Ursache. Bei Teamsportarten wie Fussball kann es auch durch Zusammenstösse mit anderen Spielern zu Muskelfaserrissen kommen.

Risikofaktoren

Häufig sind Personen mit einer schlechten allgemeinen Fitness von Muskelfaserrissen betroffen oder solche die Anabolika-Einnehmen. Frühere Verletzungen, eine muskuläre Dysbalance oder Muskelverhärtungen sind weitere Risikofaktoren. Das Ausüben von Sportarten mit abrupten Start-Stopp-Bewegungen, fehlendes Aufwärmen vor dem Sport, sowie das Laufen auf unebenem Untergrund erhöhen das Risiko für einen Muskelfaserriss ebenfalls. Kälte wirkt sich negativ auf die Elastizität der Muskeln aus, weshalb man im Winter auf ausreichend warme Kleidung achten sollte. Auch eine mangelnde Flüssigkeitszufuhr wird als begünstigender Faktor für Muskelfaserrisse angesehen.

Meist die Beine betroffen

Am häufigsten treten Muskelfaserrisse an der vorderen oder hinteren Oberschenkelmuskulatur auf. Dies, weil beim Laufen zwei gegensätzliche Bewegungen gleichzeitig ausgeführt werden. Während die hintere Oberschenkelmuskulatur die Hüfte streckt, muss sie das Knie beugen. Tritt eine plötzliche, unkontrollierte Bewegung auf, kann das den Muskel überlasten und zu einer Verletzung führen.

Ist die Wadenmuskulatur betroffen, sind meist unkontrollierte Landungen bei denen das Knie gestreckt und der Fuss dabei unkontrolliert nach oben gebeugt wird die Ursache.

Muskelfaserrisse an Schulter, Hüfte oder Bauch können ebenfalls auftreten, sind aber eher selten und treten etwa bei Schlägersportarten wie Tennis oder Golf, aber auch beim Volleyball oder Basketball auf.

Symptome

Wird der Muskel übermässig belastet, ist das als plötzlicher, stechender Schmerz spürbar. Reissen grössere Teile des Muskels, können betroffene manchmal sogar ein peitschenartiges Geräusch wahrnehmen.

Der Muskel bleibt danach empfindlich auf Druck und Dehnung. Es kann auch eine tast- oder sogar sichtbare Delle im Muskel entstehen, die in den Stunden nach dem Unfall aber häufig von einem Bluterguss aufgefüllt wird und dadurch nicht mehr so einfach zu ertasten ist. Ein Bluterguss an der betroffenen Stelle ist ein weiteres häufiges Symptom. Je nach Ausprägung der Verletzung, kann es zudem zu Funktionseinschränkungen oder reduzierter Kraft kommen.

Diagnose

Aufgrund der Schilderung des Patienten erhält der Arzt schon einen ersten Hinweis auf einen möglichen Muskelfaserriss. Typische Symptome wie Schmerzen, Hämatome, Schwellungen und eine Delle im Muskel erlauben es, Muskelfaserrisse mit grosser Zuverlässigkeit zu diagnostizieren. Frische Verletzungen kann man in den ersten 24 Stunden auch mittels Ultraschall erkennen. Eine Kernspintomograpie (MRT) kann der Riss genau darstellen, ist aber in der Regel nicht nötig für die Diagnosestellung.

Differentialdiagnosen

Eine schmerzhafte, druckempfindliche Stelle am Bein muss nicht immer von einem Muskelfaserriss stammen. Bei Schmerzen nach einem Unfallgeschehen muss man auch an Sehnenrisse oder Knochenbrüche denken. Aber auch eine einfache Prellung ohne Verletzung der Muskeln kann sehr schmerzhaft sein. Treten die Beschwerden erst nach dem Sport auf, handelt es sich allenfalls um einen starken Muskelkater. Die tiefe Venenthrombose ist eine andere Differentialdiagnose, die nicht ausser Acht gelassen werden darf. Gerade bei Sportlern verläuft sie oft eher symptomarm und ohne ausgeprägte Schwellung.

Schweregrade

Es gibt verschiedene Systeme Muskelverletzungen in Schweregrade einzuteilen. Wie neuste Studien aber gezeigt haben, werden diese Systeme der Komplexität der Verletzungen nicht gerecht und können irreführend sein. Die meisten Muskelfaserrisse sind nämlich gemäss Einteilung in Schweregrade nicht schlimm. Wie Untersuchungen unter Spitzensportlern gezeigt haben, sind es aber genau diese verhältnismässig kleinen, unbedeutenden Verletzungen die zu langen Trainingspausen führen und häufig von weiteren Verletzungen gefolgt sind. Insbesondere wenn keine ausreichend lange Pause eingehalten wird.

Behandlung bei Muskelfaserriss

Als Erste-Hilfe-Massnahme nach einem Muskelfaserriss gilt die PECH-Regel.

  • Pause: Training abbrechen, um eine Verschlimmerung der Verletzung zu verhindern.
  • Eis: Bei Kälte ziehen sich die Gefässe zusammen, was Schwellungen und Blutergüsse entgegenwirkt.
  • Compression: Druck durch einen Verband verhindert übermässige Einblutungen und Schwellungen.
  • Hochlagern: Der Druck in den Gefässen nimmt ab, sobald die verletzte Extremität über Herzhöhe ist. Das hilft gegen Schwellungen und Schmerzen.

Die Erholung nach dem Muskelfaserriss dauert mindestens 4-6 Wochen, bei wenig trainierten Personen rechnet man besser mit 8-10 Wochen. Wann man wieder Sport treiben darf, bestimmt der behandelnde Arzt. Bereits nach zwei Tagen darf man aber wieder mit einfachen Bewegungsübungen und leichten Spaziergängen beginnen.

Auf keinen Fall sollte man zu früh wieder mit dem Training anfangen, da das frische Narbengewebe dadurch beschädigt werden kann, was die Funktion des neuen Gewebes langfristig beeinträchtigt. Hier darf man sich nicht nach den Symptomen richten. Zwar sind Schmerzen ein Signal dafür, dass man die Trainingsintensität reduzieren muss. Schmerzfreiheit ist hingegen oft schon nach zwei Wochen erreicht, was nicht als Freipass für den Wiedereinstieg in den Sport angesehen werden kann. Das neue Gewebe ist noch nicht stabil genug.

Kompressionsstrümpfe bei Muskelfaserriss

Muskelfaserrisse an den Extremitäten werden immer mit einem Kompressionsstrumpf behandelt. Die Kompression fördert die Durchblutung. Dadurch wird einerseits die Versorgung des Muskels mit Nährstoffen und Sauerstoff gefördert, was den Heilungsprozess unterstützt. Andererseits werden Schwellungen reduziert und der Abbau des Blutergusses gefördert.

Sportsocken mit Kompression

Für die Behandlung verordnet der Arzt häufig einen medizinischen Kompressionsstrumpf der Klasse 2. Hier kann zwischen Kniestrümpfen und Schenkelstrümpfen gewählt werden, abhängig davon, ob der Riss die Wade oder den Oberschenkelmuskel betrifft.

Eine Alternative zu medizinischen Strümpfen sind Sportkompressionsstrümpfe. Sie bieten eine wirksame Kompression und haben häufig im Bereich der Wade eine zusätzlich stabilisierende Gestrickszone. Das reduziert Muskelschwingungen beim Gehen und hilft so auch effektiv gegen Schmerzen. Ein weiterer Vorteil von Sportkompressionssocken ist, dass man sie, sobald man wieder mit dem Training anfangen darf, auch beim Sport tragen kann. Das hilft erneute Verletzungen vorzubeugen.

Für den Sport gibt es zudem Kompressionsstulpen. Diese sind für den Ober- und Unterschenkel, als auch für die Arme erhältlich. So lässt sich der Muskelfaserriss gezielt behandeln.

Tapes

Muskel Tapen

Viele Sportlerinnen und Sportler verwenden regelmässig Tapeverbände bei Beschwerden. Bei Muskelfaserrissen können sie ebenfalls eingesetzt werden, bieten alleine aber keine ausreichende Stabilität und sollten immer mit einem Kompressionsstrumpf oder Stulpen kombiniert werden.

Wärmen oder kühlen?

In den ersten Tagen nach der Verletzung wird der Muskelfaserriss leicht gekühlt, um der Schwellung entgegenzuwirken. Zu häufiges, starkes kühlen kann den Heilungsprozess aber verlangsamen, weshalb man darauf verzichten sollte.

Wärmen darf man den betroffenen Muskel erst nach 5 bis 7 Tagen. Dann regt die Wärme den Heilungsprozess an und hilft die Muskulatur zu lockern.

Dehnen

Bereits nach wenigen Tagen darf der verletzte Muskel wieder mobilisiert werden. Dehnen sollte man ungefähr ab der 2. Woche oder gemäss Vorgabe des Arztes. Da sich der Muskel durch die Verletzung verkürzt und verhärtet, ist Dehnen nach dieser ersten Schonungsphase besonders wichtig. Dabei sollte man vorsichtig beginnen und nie so stark dehnen, dass der Muskel schmerzt.

Nach Faserriss – wann wieder Sport treiben?

Nach einer Verletzung möglichst schnell wieder ins Training zurückzukehren ist das Ziel jeder Sportlerin und jedes Sportlers. Wie lange das nach einem Muskelfaserriss dauert, hängt einerseits vom Schweregrad der Verletzung ab, andererseits vom allgemeinen Trainingszustand des Patienten. Während manche Profi-Athleten schon nach drei Wochen wieder auf dem Spielfeld stehen, muss der durchschnittliche Breitensportler mit 6-10 Wochen Erholungszeit rechnen.