Apparative Lymphdrainage – der richtige Druck

Von | 5. August 2018

Das VASOprime wave 4 Lymphdrainagegerät bietet verschiedene Einstellungsmöglichkeiten, um eine auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Therapie zu ermöglichen. Ein Parameter ist die Kompressionsstärke. Wie hoch diese einzustellen ist, hängt von der Indikation und den Gegebenheiten ab. Hier erfahren Sie, welche Richtwerte von der deutschen Gesellschaft für Phlebologie gegeben werden und wie Sie das VASOprime wave4 richtig einstellen.

!slideshow_deploy!

AIK- eine sichere Therapie

Die apparative intermittierende Kompressionstherapie (AIK) ist eine sichere Therapiemethode. Es gibt nur wenige Kontraindikationen die zu beachten sind. Wenn diese eingehalten werden, ist die AIK sehr sicher. Es treten kaum Nebenwirkungen auf und diese sind in der Regel einfach vorzubeugen. So können Sie die AIK noch sicherer und angenehmer machen:

  • Tragen Sie unter der Manschette leichte Kleidung, z.B. eine leichte, möglichst nahtfreie Trainingshose, oder den Kompressionsstrumpf. Die Haut wird so geschont und Reizungen vorgebeugt.
  • Sollten Sie sehr mager sein, oder den Druck der AIK an gewissen Stellen als schmerzhaft empfinden, schonen Sie diese Bereiche mit einem weichen Polster wie z.B. Juzo SoftCompress. Reduzieren Sie nötigenfalls den Behandlungsdruck.
  • Die AIK ist eine schmerzfreie Therapie. Sollten dennoch Schmerzen auftreten, reduzieren Sie den Druck, bis Sie die Behandlung wieder als angenehm empfinden. Das Gleiche gilt bei allfälligen Sensibilitätsstörungen (z.B. eingeschlafener Fuss).

Der richtige Druck…

Die AIK war schon häufig Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Dabei hat man herausgefunden, dass diese apparative Therapieform bei verschiedenen Erkrankungen wie Lymphödem, offenem Bein (Ulcus cruris venosum), peripherer arterieller Verschlusskrankheit (paVK), schwerer chronischer venöser Insuffizienz (CVI C4b bis C6), posttraumatischen Ödemen, venösen Ödemen und Lipödemen Linderung bringt. Ausserdem ist eine wirkungsvolle Thromboseprophylaxe möglich.

Welche Drücke bei welchen Indikationen geeignet sind, ist noch nicht abschliessend untersucht. Verschiedene Studien geben aber Anhaltspunkte, sodass die Deutsche Gesellschaft für Phlebologie in ihren neu überarbeiteten Richtlinien zur AIK erstmals Empfehlungen dazu abgibt.

… bei Lymphödem

Das Lymphödem als eiweissreiche Schwellung begünstigt die Einsprossung von Fibrozyten und dadurch eine Neubildung von Bindegewebe, sodass die Schwellung verhärtet (Stadium 2).Bleibt das Ödem unbehandelt, kann es sogar zu wulstartigen Gewebewucherungen kommen (Stadium 3). Eine frühzeitige Behandlung mit der komplexen physikalischen Entstauungstherapie (KPE) ist deshalb unerlässlich. Die apparative intermittierende Kompressionstherapie ergänzt die KPE optimal.

Wenn ein Ödem durch die klassische KPE nicht kontrolliert werden kann, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Phlebologie, soll diese durch die AIK ergänzt werden. Der Druck für die Behandlung des Beinlymphödems sollte laut Empfehlung bis zu 120 mmHg betragen, abhängig von der Gewebefestigkeit. Beim Arm sind Kompressionsstärken bis 40 mmHg ausreichend.¹

Erfahrungswerte von VASOprime

Viele Patienten wenden das VASOprime wave 4 mit Drücken von 60-80 mmHg an und erzielen damit bereits grosse Volumenreduktionen. Wenn das Gewebe verhärtet ist, sind in der Regel höhere Drücke von 120-140 mmHg nötig.

Als Extremfall ist eine Patientin mit Armlymphödem zu nennen. Sie litt aufgrund der stark verhärteten Schwellung seit vielen Jahren an Steifheit im Ellenbogen. Nach 2-monatiger Therapie mit 250 mmHg während 30 min täglich, konnte sie das Gelenk wieder bewegen.

Derart hohe Drücke sollten nur in Absprache mit dem Arzt und unter dessen engmaschiger Kontrolle angewendet werden.

… bei venösen Erkrankungen

Gesunde Venen leiten sauerstoffarmes Blut zurück zum Herzen. Die Muskelpumpe unterstützt diesen Blutfluss entgegen der Schwerkraft. Venenklappen sorgen dafür, dass der Vortrieb durch die Muskelpumpe nur in Richtung Herzen möglich ist. Sind die Venenklappen geschädigt, ist dieser Ablauf gestört, was zu Schwellungen und Hautveränderungen führen kann. Diese sogenannte chronische venöse Insuffizienz (CVI) wird unbehandelt immer schlimmer, bis es schliesslich zu offenen, nicht heilenden Wunden (Ulcus cruris venosum) kommt.

Während bei CVI ohne offenes Bein Druckwerte von 30-40 mmHg ausreichend sind, ist bei offenem Bein (Ulcus cruris venosum) ein Druck von 40-50 mmHg bei einer Behandlungsdauer von mindestens 1 Stunde/ 3x pro Woche empfohlen².

Erfahrungswerte von VASOprime

Die Heilungtendenz von therapieresistenten Ulcera ist mit der AIK sehr gut, wenn diese als Ergänzung zur geeigneten Wundbehandlung und Kompressionstherapie mit Strümpfen eingesetzt wird. Die Patienten erleben die AIK als angenehm und sind aufgrund der bald sichtbaren Erfolge bereit, die Zeit für die Behandlung aufzubringen. Die meisten Ärzte die das VASOprime wave4 verordnen, empfehlen Ihren Patienten 3-7 Anwendungen pro Woche. Der Druck kann an die individuelle Situation des Patienten angepasst werden. Bei übergewichtigen Patienten und/ oder starken Schwellungen kann eine höhere Kompression von 60 bis 80 mmHg sinnvoll sein.

…zur Thromboseprophylaxe

Bettlägerige Patienten, insbesondere solche nach Bein und Bauchoperationen haben ein erhöhtes Thromboserisiko. Durch die Gabe gerinnungshemmender Medikamente (z.B.Heparin) wird das Risiko reduziert. Nicht bei allen Patienten ist die Antikoagulation möglich. In solchen Fällen stellt die AIK eine sinnvolle Alternative dar. Auch als ergänzende prophylaktische Massnahmen zusammen mit einer medikamentösen Therapie hat sich die AIK bewährt.

Die Leitlinien zur Prophylaxe venöser Thromboembolien empfehlen einen Behandlungsdruck und 45 mmHg³.


1+2 C. Schwahn-Schreiber et al. (Stand 01/2018): S1-Leitlinie, Intermittierende pneumatische Kompression (IPK, AIK), AWMF Registernummer: 037/007; https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/037-007.html, abgerufen am 02.07.2018

3 Prof. Dr. A. Encke et al. (2015): S3-Leitlinien Prophylaxe der venösen Thromboembolie (VTE), 2.komplett überarbeitete Auflage, Stand:15.10.2015, AWMF Leitlinien-Register Nr.003/001; http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/003-001.html, abgerufen am 02.07.2018