Thrombose bei Sportlern

Von | 17. Juli 2023
Thrombose bei Sportlern und Athleten

Bewegung und ein gesundes Gewicht beugen Thrombosen und Lungenembolien vor. Trotzdem sind Sportlerinnen und Sportler nicht davor geschützt. Manche Faktoren ihres Lebensstils begünstigen sogar die Entstehung von Thrombosen und Embolien. Durch die erhöhte Schmerztoleranz von Athletinnen und Athleten kann zudem die Diagnose verzögert werden. Was bei der Diagnose und Behandlung von Thrombosen bei sportlichen Personen anders ist, erfahren Sie hier.

Thrombose: Vor- und Nachteile von Sport

Sport hat einen schützenden Effekt vor Thrombosen, weil er die Wadenpumpe aktiviert und ein gesundes Gewicht begünstigt. Die Wadenpumpe wird bei jeder Bewegung aktiv. Der angespannte Wadenmuskel drückt dabei auf die Venen, was diese auspresst. Klappen in den Venen verhindern, dass venöses Blut zurückfliesst. Sie lassen das Blut nur in Richtung Herzen passieren.

Veränderte Gerinnung bei Sportlern

Gleichzeitig verändert regelmässiger Sport die Blutzusammensetzung, was die Gerinnung beeinflusst. Zwar werden Faktoren welche die Gerinnungsneigung erhöhen kompensiert durch solche die der Gerinnung entgegenwirken. Da die Veränderungen nicht gleichzeitig auftreten und die Veränderung in der Blutgerinnung für bis zu einem Tag andauert, während die Veränderungen im Bereich der Fibrinolyse kürzer anhalten, kann die Thromboseneigung durch Sport erhöht werden. Durch regelmässiges Ausdauertraining wird ein Auftreten des oben beschriebenen Effekts aber reduziert, sodass die oben beschriebenen Veränderungen der Gerinnung erst bei erhöhter Belastung auftreten.

Beinvenenthrombose bei Athleten

Eine Studie hat Fallbeispiele von Sportlern mit tiefer Venenthrombose (TVT) in den Armen und Beinen, sowie mit Lungenembolie ohne Nachweis einer Thrombose untersucht.

Bei den Beinvenenthrombosen wiesen die betroffenen Sportlerinnen und Sportler ähnliche Begleitfaktoren auf, wie unsportliche Thrombosepatienten. So hatten 30% bereits eine Prädisposition durch eine positive Familienanamnese oder eine Mutation. Von den Sportlerinnen mit Thrombose nahm ein Drittel hormonelle Verhütungsmittel ein. Lange Flug- oder Autoreisen waren bei 21% der Betroffenen der Auslöser für die TVT. Sportverletzungen waren in 25% der untersuchten Fälle für die Thrombose verantwortlich.

Thrombose bei Radfahrer

Bei Radrennfahrern im Spitzensport konnten zudem schon Beschädigungen der Gefässwand im Bereich der Beinvenen im Hüftbereich beschrieben werden, welche auf die hohe Belastung zurückzuführen sind.

Armvenenthrombose durch Sport

Armvenenthrombosen sind grundsätzlich selten, kommen aber bei Sportlern vermehrt vor, insbesondere bei Kraftsportlern, Schwimmerinnen und Basketballspielern. Hier wurde bei Fallbeispielen in vielen Fällen eine Engstelle zwischen der ersten Rippe und des Schlüsselbeins oder eine Engstelle zwischen der ersten Rippe und dem M. scalenus anterior, einem Halsmuskel, beobachtet. Der venöse Blutfluss wird durch diese Engstellen mechanisch beeinträchtigt, was die Blutflussgeschwindigkeit in den Armvenen reduziert und die Entstehung von Thrombosen begünstigt. Man spricht hier von einem Thoracic-Outlet-Syndrom.

Armvenenthrombose bei Basketballspieler

Lungenembolie

Während in Studien über Sportler mit Thrombose mehrheitlich Männer im Alter von 15-29 betroffen waren, traten Lungenembolien ohne Nachweis einer Thrombose vermehrt bei Ball- und Ausdauersportlerinnen zwischen 16-29 Jahren auf. Sieben von acht in der Studie untersuchte Frauen nahmen orale Kontrazeptiva ein, was den Sport als Ursache in Frage stellt.

Sport gegen Thrombose – Ja oder Nein?

Auch wenn nach dem Ausdauersport kurzfristige Veränderungen der Blutzusammensetzung die Gerinnungsneigung erhöhen und Sportverletzungen ein erhöhtes Thromboserisiko mit sich bringen, überwiegt der positive Effekt des Sports die Nachteile im Bezug auf tiefe Venenthrombosen und Lungenembolie.

Da immer mehr Freizeitsportler Anabolika einnehmen, ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass diese neben vielen anderen schweren Nebenwirkungen auch das Thrombose- und Embolierisiko steigern.

Andere Thrombose-Symptome bei Sportlern

Sportlerinnen und Sportler sind weniger schmerzempfindlich als Personen die keinen Sport treiben. Zudem sind sie leichte Verletzungen und Schmerzen, etwa durch Muskelkater oder Zerrungen gewohnt und halten diese aus. Die typischen Symptome einer tiefen Venenthrombose, wie Schwellungen, Schmerzen, verstärkte Venenzeichnung oder eine blaue Verfärbung werden deshalb oft als Sportverletzung fehlgedeutet. Häufig treten sie zudem in geringerem Ausmass auf als bei inaktiven Personen.

Auch eine Lungenembolie wird bei sportlichen Personen häufig fehlgedeutet. Atemnot bei Anstrengung kann als Belastungsasthma fehlinterpretiert werden. Im Ruhezustand wird eine Atemnot oft nicht erkannt, da Sportler eine verbesserte Sauerstoffaufnahme haben. Auch die bei Lungenembolie erhöhte Herzfrequenz kann bei Sportlern versteckt bleiben, da der Ruhepuls sehr tief ist und ein erhöhter Ruhepuls immer noch im Normbereich liegt.

Sportler erhalten deshalb häufig eine Fehldiagnose oder müssen mehrere Wochen auf eine korrekte Diagnose warten.

Um diesem Problem der Unter- und Fehldiagnose entgegenzuwirken, gibt es das Athlete Deep-Vein Thrombosis Risk-Assessment Screening Tool. Es ersetzt den Wells-Score, der bei nicht sportlich aktiven Personen eingesetzt wird, um die Wahrscheinlichkeit einer Thrombose einzuschätzen.

Therapie der TVT und LE bei Sportlern

Die Therapie der TVT und der Lungenembolie sieht bei sportlichen Patienten gleich aus wie bei nicht sportlichen Patienten. Einziger Unterschied ist, dass Athletinnen und Athleten nach einer Thrombose in der Regel nicht aktiv zur Bewegung angehalten werden müssen. Sie streben eine möglichst baldige Mobilisation selbständig an.

Antikoagulantien

Gerinnungshemmende Medikamente, sogenannte Antikoagulantien oder «Blutverdünner», müssen nach einer Thrombose für 3-6 Monate eingenommen werden. In den ersten 5-21 Tagen in der doppelten Dosis (Therapiedosis), um die Auflösung des Gerinnsels zu begünstigen. Neue orale Antikoagulantien (NOAK, DOAK) werden in Tablettenform eingenommen und regelmässiges Messen des Gerinnungswerts (Quick-Wert) ist nicht nötig.

Wie alle Antikoagulantien gehen aber auch NOAK in der hohen Therapiedosis mit einer erhöhten Blutungsneigung einher. Dieser Umstand sollte bei Kontaktsportarten mit erhöhtem Verletzungsrisiko beachtet werden. Schläge auf den Kopf können schneller zu Hirnblutungen führen als ohne Blutverdünnung. Darauf sollte mindestens während der Behandlungsphase mit hoher Dosis verzichtet werden. Bevor man diese Sportarten wieder aufnimmt, sollte der behandelnde Arzt konsultiert werden.

Blutuntersuchung

Nach 3-6 Monaten wird bei unklarer Ursache der Thrombose eine Gerinnungsabklärung durchgeführt, um herauszufinden ob erbliche Faktoren die Thrombose begünstigt haben. Je nach Ergebnis muss die Antikoagulation ein Leben lang weitergeführt werden, oder kann abgesetzt werden.

Die Dosis der Erhaltungstherapie (2x 5mg) oder die neue Prophylaxedosis (2x 2,5 mg) von Apixaban geht im Vergleich zu Placebo nicht mit einer erhöhten Blutungsneigung einher, sodass auch für sportlich aktive Personen eine sichere Langzeitbehandlung möglich ist.

Kompressionstherapie

Die Kompressionstherapie nimmt in der ersten Behandlungsphase allfällige Schmerzen. Sie ist aber auch in den ersten zwei Jahren nach der Thrombose unerlässlich, um ein Auftreten des postthrombotischen Syndroms (PTS) vorzubeugen. Im Alltag sind Kompressionsstrümpfe der Klasse 2 die richtige Wahl. Wie Studien gezeigt haben, reichen Kniestrümpfe für die Prophylaxe aus. Hier gibt es eine grosse Auswahl von feinen, leicht transparenten Strümpfen für Damen, über feste Modelle mit guter Tiefenwirkung, bis hin zu speziellen Herren-Kompressionsstrümpfen mit grossem Fussteil. Diese grosse Auswahl erlaubt es auch jungen Patientinnen und Patienten den passenden Strumpf zu finden, der zum eigenen Stil passt.

Die Strümpfe werden den ganzen Tag getragen, auch während dem Sport. Für Athletinnen und Athleten gibt es als Alternative zu den medizinischen Kompressionsstrümpfen auch Sportkompressionssocken. Diese bieten zwar eine etwas leichtere Kompression als die medizinische Klasse 2, die aber für den Sport ausreichend ist, da die Muskelpumpe die Durchblutung anregt.

Sport- und Laufsocken mit Kompression
High-End Compression Laufsocke von Compressport
Wandersocken mit Kompression
Komfortable Merino-Wandersocken mit Kompression von Bauerfeind

Auf einzelne Sportarten abgestimmte Polsterzonen schützen die Füsse beim Sport vor Druck, Reibung und Blasen. Verschiedene Gestricksqualitäten sorgen bei jedem Wetter für das richtige Klima. Ultra Light Sportkompressionssocken sind gut belüftet und ideal für den Sommer. Kniestrümpfe mit Merinowolle sorgen im Winter oder auf Wanderungen im Hochgebirge für einen warmen Komfort und ein frisches Hautgefühl.

Wann wieder Sport nach Thrombose?

Nach einer Thrombose kann und soll man sofort wieder aktiv sein. Das Risiko für eine Embolie steigt dadurch nicht. Eine Embolie kann nur entstehen, wenn der Thrombus am wachsen ist, was durch die hohe Dosis Antikoagulantien zuverlässig verhindert wird.

Grundsätzlich sollte man sich bei der Wahl der Sportart und Intensität des Trainings nach den Schmerzen richten. Sind sie zu stark, ist die Belastung zu intensiv. In den ersten Tagen sind ausgedehnte Spaziergänge, Radfahren oder Schwimmen ideal. Danach kann das normale Training in der Regel wieder aufgenommen werden. Vorsicht geboten ist lediglich bei Sportarten mit grossem Verletzungsrisiko, weil Verletzungen die Gerinnungsneigung erhöhen. Auch auf maximale Leistung verzichtet man besser für einige Wochen, da dabei Mikroverletzungen der Muskeln entstehen, welche die Gerinnung ebenfalls begünstigen.


Quellen: