Lymphödem beim Mann

Von | 27. März 2017

Das Lymphödem ist eine Schwellung, die meist nach Unfällen oder Operationen auftritt, wenn Lymphgefässe verletzt wurden. Beim Mann tritt das Lymphödem auch als Folge der Therapie von Prostatakrebs auf. Hier erfahren Sie alles rund ums Thema Lymphödem, von der Ursache bis zur Behandlung.

Das Lymphsystem

Der menschliche Körper besteht zu einem Grossteil aus Wasser. Ein Teil des Wassers befindet sich ständig in Bewegung, um alle Zellen mit Nährstoffen zu versorgen. Als Blutplasma ist es in den Blutgefässen unterwegs und wird im Bereich der Kapillaren (feinste Haargefässe) ins Interstitium (Zwischenzellraum) filtriert. Ein Grossteil dieser interstitiellen Flüssigkeit wird wieder von den Blutgefässen aufgenommen. Ein Teil des Wassers kann jedock nicht mehr über die Blutgefässe abgeleitet werden. Zusammen mit darin gelösten Proteinen wird es als lymphpflichtige Last bezeichnet, die von den frei im Gewebe endenden Lymphkapillaren aufgenommen wird. Dieser Vorgang wird Lymphbildung genannt. Einmal im Lymphgefäss, wird die Flüssigkeit als Lymphe bezeichnet. Nahe dem Herzen mündet ein grosses Lymphgefäss in den Venenwinkel und führt die Lymphe wieder dem Blutkreislauf zu.

Das Lymphödem

Beim Lymphödem ist der oben beschriebene Ablauf gestört. Die interstitielle Flüssigkeit wird nicht mehr in ausreichender Menge abtransportiert, sodass es zu einer Schwellung kommt. Am häufigsten ist ein Bein betroffen, gelegentlich auch der Arm oder beide Beine.

Formen und Ursachen

Man unterscheidet zwei Formen des Lymphödems, abhängig von der Ursache.

  • Primäres Lymphödem: Bei manchen Personen sind die Lymphgefässe von Geburt an verengt, in unzureichender Menge vorhanden oder deformiert. Bei den wenigsten tritt jedoch im Babyalter eine Schwellung auf. Häufiger macht sich das primäre Lymphödem in der Pubertät, oder auch aufgrund einer hohen Belastung (z.B. Sport, Stehberuf usw.) bemerkbar.
  • Sekundäres Lymphödem: Beim sekundären Lymphödem werden die Gefässe durch einen äusseren Einfluss beschädigt, sodass der Lymphabfluss gestört ist. Häufige Ursachen sind Unfälle oder Operationen. Wenn bei einer Krebsoperation (z.B. Prostatakrebs) Lymphknoten entfernt werden müssen, ist das Risiko ein Lymphödem zu entwickeln besonders hoch.

Stadieneinteilung

Das Lymphödem ist eine progerierende Erkrankung. Insbesondere bei fehlender Behandlung werden die Symptome immer ausgeprägter.

  • Stadium 0: Das Lymphödem wird kaum in diesem Stadium erkannt, weil noch keine Schwellungen sichtbar sind. Die Kapazität des Lymphsystems ist aber bereits herabgesetzt.
  • Stadium 1: Das Bein oder der Arm schwillt an. Das Gewebe ist weich und fühlt sich teigig an, mit dem Finger lässt sich eine Delle eindrücken. Die Zehen sind oft mitgeschwollen, sodass sich die Haut nicht mehr abheben lässt (Stemmer Zeichen). Durch den gegenseitigen Druck wirken die Zehen kastenförmig. Wird die betroffene Extremität hochgelagert verschwinden die Schwellung jedoch wieder.
  • Stadium 2: Bleibt das Bein über längere Zeit geschwollen, bildet sich im Bereich der Schwellung neues Gewebe. Das Ödem wird zunehmend hart und schwillt nicht mehr ab, auch wenn das Bein hochgelagert wird. Dellen lassen sich nur noch schwer eindrücken.
  • Stadium 3: Im Bereich des Ödems bildet sich sehr viel neues Gewebe, die Haut wirkt wulstig und hängt im Lappen herab. Ekzeme, Hautveränderungen und Wunden sind keine Seltenheit.

Behandlung

Das Lymphödem ist nicht heilbar, aber behandelbar. Das Fortschreiten lässt sich mit der richtigen Therapie aufhalten oder mindestens stark abbremsen. Als einzige wirksame Behandlung hat sich dazu die komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE) erwiesen. Sie setzt sich aus vier Säulen zusammen und wird in zwei sich abwechselnden Phasen durchgeführt.

Während der Entstauungsphase wird versucht die Extremität so stark als möglich zu entstauen. Wird die Therapie frühzeitig begonnen, können die Umfänge oft fast vollständig reduziert werden, sodass zwischen gesundem und krankem Bein kein Unterschied sichtbar ist.

In der Erhaltungsphase werden die therapeutischen Massnahmen etwas reduziert, sodass der Patient möglichst viel Freiheit geniesst. Das Ziel der Behandlung ist es, ein erneut starkes Anschwellen zu verhindern.
Beide Phasen wechseln sich ab, wobei die Entstauungsphase oft wenige Wochen dauert und die Erhaltungsphase mehrere Monate bis Jahre anhalten kann, wenn die Therapie richtig durchgeführt wird.

4 Säulen gegen Schwellungen

Die vier Säulen der KPE sind in beiden Phasen die gleichen, wobei sie sich in der Intensität und der Umsetzung leicht unterscheiden.

Lymphdrainage

VASOprime Lymphdrainage Gerät

Um Schwellungen zu reduzieren wird das Lymphödem regelmässig mit Lymphdrainage behandelt. Als besonders wirkungsvoll hat sich eine Kombination von manueller Lymphdrainage (MLD) und apparativer Lymphdrainage (AIK) erwiesen. Bei der manuellen Lymphdrainage handelt es sich um eine sanfte Massage des Lymphödems und dessen Abflussgebiets.

Bei der apparativen Lymphdrainage wird eine mehrkammerige aufblasbare Manschette um die Extremität gelegt. Ein Kompressionsgerät pumpt die einzelnen Kammern der Manschette nacheinander auf. Die so erzeugte Wechseldruckmassage transportiert grosse Mengen lymphpflichtige Last aus dem Gewebe.

Die AIK bietet dem Patienten den Vorteil, dass sie zeit- und ortsunabhängig durchgeführt werden kann, was insbesondere für Berufstätige eine grosse Entlastung ist. Handliche Heimgeräte wie das innovative VASOprime wave4 machen die AIK besonders angenehm.

Die manuelle und apparative Lymphdrainage wird während der Entstauungsphase (mehrmals) täglich durchgeführt. In der Erhaltungsphase kann die manuelle Lymphdrainage auf ein bis mehrmals pro Woche reduziert werden.

Die AIK wird immer dann durchgeführt wenn sie benötigt wird, z.B. wenn Spannungsschmerzen auftreten. Eine regelmässige Anwendung hilft das Lymphödem möglichst klein zu halten.

Kompression

Die Flüssigkeit im Körper ist stets in Bewegung, sodass Schwellungen kurze Zeit nach der Lymphdrainage wieder „aufgefüllt“ werden. Während der Entstauungsphase wird das Bein deshalb unmittelbar nach der manuellen Lymphdrainage eingebunden. Der lymphologische Kompressionsverband ist gepolstert, damit er angenehm Flach auf dem weichen Gewebe aufliegt. Die AIK kann mit angelegtem Kompressionsverband durchgeführt werden.

Kompressionsstrumpfhose für Herren

Ist das Bein maximal entstaut, wird ein Kompressionsstrumpf angemessen. Durch messen verschiedener Beinumfänge wird die Strumpfgrösse bestimmt. Nur bei besonderen Beinformen, oder wenn ein hoher flachgestrickter Strumpf benötigt wird, ist eine Massanfertigung notwendig.

Viele Herren müssen sich bei der Diagnose Lymphödem das erste Mal mit dem Thema Strümpfe auseinandersetzten. Die gute Nachricht ist, dass es für Herren speziell geeignete Kompressionsstrümpfe gibt. Bei kompressionsstruempfe.ch finden Sie eine grosse Auswahl an Kompressionsstrümpfen für Herren. Hier eine kleine Anleitung wie Sie den passenden Strumpf finden.

So wählen Sie den richtigen Strumpf

  • Längenvariante: Kompressionsstrümpfe werden in den Längenvarianten Kniestrumpf (AD), Schenkelstrumpf (AG) und Strumpfhose (AT) angeboten. Der Strumpf muss mindestens die gesamte Schwellung bedecken. Wenn Sie vom Arzt ein Rezept erhalten haben, halten Sie sich an seine Empfehlung. Schenkelstrümpfe und Strumpfhosen haben meist die gleiche Wirksamkeit, sodass aus diesem Varianten nach eigenem Geschmack ausgewählt werden kann. Eine Ausnahme bilden Strumpfhosen mit komprimierendem Leibteil (z.B. Juzo Dynamic), sie bieten eine leicht bessere Wirkung als Schenkelstrümpfe.
  • Kompressionsklasse: Die Kompressionsklasse 2 wird am häufigsten verwendet und reicht in der Regel aus, um Lymphödeme zu kontrollieren. In schweren Fällen kann ein Kompressionsstrumpf der Klasse 3 notwendig sein.
  • Stiffness: Kompressionsstrümpfe werden in verschiedenen Festigkeiten angeboten. Bei Lymphödem wir ein fester Strumpf mit mittlerer bis geringer Elastizität gewählt, damit das Gestrick im weichen Bein nicht einschneidet. Geeignet sind z.B. Juzo Dynamic, mediven plus, Sigvaris Cotton Xtra, Juzo Expert.

Entdecken Sie das gesamte Strumpfsortiment für Herren im grössten Strumpfshop der Schweiz. Bei Fragen steht Ihnen unsere ärztliche Beratung zur Verfügung.

Bewegungsübungen

Leichter Sport regt den Lymphabfluss an. Während der ersten Phase der KPE werden Lymphödempatienten instruiert, welche Bewegungsübungen die Entstauung begünstigen. Die Übungen werden während der Erhaltungsphase zu Hause selbständig durchgeführt.

Wer bereits Sport treibt, darf und soll diesen in den meisten Fällen auch bei Lymphödem fortführen. Einzig Kampfsport und Risikosportarten sind bei Lymphödem nicht geeignet.

Hautpflege

Bei einem Lymphödem ist die Versorgung der Haut mit Nährstoffen eingeschränkt. Bei Verletzungen besteht zudem ein erhöhtes Infektionsrisiko, weil Krankheitserreger in der eiweissreichen Schwellung besonders gut wachsen können. Um die Haut zu schützen, ist tägliche Hautpflege wichtig. Geeignet sind parfümfreie Cremes mit einem hautfreundliche pH-Wert, wie z.B. die Beinpflegeprodukte von medi. Allfällige Verletzungen müssen sofort desinfiziert und sauber abgedeckt werden.

Das ganze Lymphologie-Sortiment finden Sie im Shop.