Manuelle Lymphdrainage (MLD)

Die manuelle Lymphdrainage wird am häufigsten bei Lymphödemen eingesetzt, um das im Gewebe eingelagerte Wasser und Eiweisse zu drainieren. Dadurch wird eine Reduktion des Ödemumfangs und der Beschwerden erreicht. Die manuelle Lymphdrainage setzt sich aus vier Grundgriffen zusammen, die am ganzen Körper angewendet werden können.

Hier erfahren Sie mehr über das Lymphsystem, die Geschichte der manuellen Lymphdrainage, die verschiedenen Drainagegriffe und erhalten Antworten auf viele Fragen rund um die manuelle Lymphdrainage.

Das Lymphsystem

Um das Prinzip der manuellen Lymphdrainage zu verstehen, muss zuerst die Funktion des Lymphsystems, auch lymphatisches System genannt, bekannt sein.

Das Lymphsystem besteht aus Lymphgefässen, die sich von den Lymphkapillaren, über die eigentlichen Lymphgefässe, zu den Lymphsammelstämmen vereinen, welche schliesslich beim Venenwinkel in die obere Hohlvene münden und die Flüssigkeit zurück in den Blutkreislauf führen. Die Lymphkapillare enden frei im Gewebe und sind in der Lage, auch grössere Moleküle aufzunehmen. Diese Art „Fenster“ öffnen sich, wenn der Druck im interstitiellen Raum (Zwischenzellraum) zunimmt, um Flüssigkeit aus dem Gewebe aufzunehmen. Die interstitielle Flüssigkeit stammt aus den Venenkapillaren, aus welchen ca. 10% des Blutplasmas mit darin gelösten Nährstoffen austritt, um die Zellen zu versorgen. Zusammen mit der interstitiellen Flüssigkeit nehmen die Lymphkapillaren auch darin gelöste Stoffe wie Eiweisse, Fette, Zucker, Mineralstoffe und Zelltrümmer auf. Befindet sich die Flüssigkeit und die darin gelösten Stoffe in den Lymphgefässen, werden sie als Lymphe bezeichnet.

Der Fluss der Lymphe

Auf ihrem Weg von den peripheren Lymphgefässen hin zum Venenwinkel wird die Lymphe von den Lymphangionen vorwärtsgetrieben. Diese motorischen Lympheinheiten bestehen aus muskulärem Gewebe, welches die Lymphgefässe umgibt und sich mehrmals pro Minute kontrahiert (zusammenziehen). Um die Flussrichtung zu lenken, sind die Lymphangione an beiden Enden mit Klappen versehen, die einen Rückfluss verhindern. Der Begriff der Lymphangione (motorische Lympheinheit) ist nicht mit dem Lymphangiom, einer Tumorerkrankung der Lymphgefässe zu verwechseln.

Weitere Bestandteile des Lymphsystems

Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Lymphsystems sind neben den Lymphgefässen die Lymphorgane. Dazu zählen die Lymphknoten, Milz, „Mandeln“, Knochenmark, Thymus, Wurmfortsatz (Anhang des Blinddarms), Lymphfollikel und Peyer-Plaques. Die Lymphorgane dienen der Bildung und Spezialisierung von Lymphozyten, den Abwehrzellen des Körpers. Den Lymphknoten kommt ausserdem eine Filterfunktion zu. Sie liegen hauptsächlich im Bereich des Rumpfs und des Halses zwischen den Lymphgefässen und Filtern die Lymphe auf ihrem Weg zurück in den Blutkreislauf.

Das Lymphsystem hat mehrere Funktionen, welche drei Aufgaben erfüllen:

  • Das Lymphsystem reguliert das Flüssigkeitsvolumen im interstitiellen Raum. Flüssigkeit die aus den Venenkapillaren austritt wird über die Lymphgefässe zurück in den Blutkreislauf transportiert. Dieser Vorgang ist lebensnotwendig und völlig normal.
  • Das Lymphsystem, ist ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems und hilft den Körper vor Infektionen und Krankheiten zu schützen.
  • Ausserdem ist das Lymphsystem für den Transport gewisser Nahrungsfette zuständig, darauf soll an dieser Stelle aber nicht näher eingegangen werden.

Das Lymphödem, eine Erkrankung des Lymphsystems

Für die manuelle Lymphdrainage gibt es mehrere Indikationen, worauf weiter unten noch eingegangen wird. Die Hauptindikation ist aber das Lymphödem. Durch Schädigung oder Veranlagung von Lymphgefässen und Lymphknoten kann die Funktion des Lymphsystems so stark beeinträchtigt sein, dass nicht mehr ausreichend Flüssigkeit aus dem Gewebe abtransportiert werden kann. Es kommt zu einer Schwellung (Ödem) im betroffenen Beriech, meist dem Bein oder Arm. Es wird zwischen dem primären Lymphödem, bei welchen durch Vererbung zu wenig oder funktionsunfähige Lymphgefässe ein Ödem verursachen und dem sekundären Lymphödem, welches durch eine Schädigung des Lymphsystems bei Operationen, Verletzungen oder Unfällen ausgelöst wird, unterschieden.

Erfinder der manuellen Lymphdrainage

Die manuelle Lymphdrainage geht auf einen gewissen Herrn Dr. phil. Emil Vodder (1896-1986) und dessen Frau Estrid zurück. Emil Vodder studierte acht Semester Medizin, Kunstgeschichte und vergleichende Sprachstudien. Da er an Malaria erkrankte, konnte er das Medizinstudium nicht abschliessen und doktorierte stattdessen in Philosophie. Sein frühes Interesse am Lymphsystem blieb aber bestehen und er las weiterhin Schriften zu diesem Thema. Ausserdem wandte er sich der physikalischen Therapie zu. Mit seiner Frau Estrid, welche Heilpraktikerin war, reiste Vodder 1929 nach Frankreich, wo die Geburtsstunde der manuellen Lymphdrainage stattfand.

Erste Grundzüge der Lymphdrainage wurden bereits im 19.Jahrhundert eingesetzt. Vodder war es, der in den 1930er Jahren eine genaue Technik entwickelte. Er arbeitete an der Cote d’Azur als Masseur. Viele seiner Kunden waren Engländer mit Erkrankungen der oberen Atemwege, die zur Kur nach Frankreich gereist waren. Durch verschiedene Massagebewegungen konnte er die Stauungen der Lymphknoten und darüberliegenden Lymphgefässe abdrainieren. Der grosse Erfolg der Therapie veranlasste ihn dazu die Technik auch an Lymphknoten in anderen Körperregionen anzuwenden. Nach dem Umzug nach Paris im 1933 erwarb Herrn Dr.Vodder weitere Kenntnisse über das Lymphsystem und las das Buch „die Anatomie der Lymphgefässe“ von Herrn Sappey. Daran orientieren sich die Drainagegriffe und auch die Richtung der Massage zum Herz hin.

Die MLD erhält wenig Anerkennung

Trotz des Therapieerfolgs der manuellen Lymphdrainage, hatte Dr.Vodder als Nichtmediziner mühe, der Therapieform Anerkennung zu verschaffen. Ausserdem galt zu dieser Zeit der Grundsatz, dass geschwollene Lymphknoten auf gar keinen Fall berührt werden durften. Da das Ehepaar Vodder während dem zweiten Weltkrieg nach Dänemark zurückkehren musste geriet auch die manuelle Lymphdrainage erstmals ins Stocken. Ab 1958 bildete das Ehepaar Vodder in Deutschland Interessierte in der manuellen Lymphdrainage aus.

1963 lernt ein gewisser Herr Johannes Asdonk, ein Arzt, die manuelle Lymphdrainage durch seine Arzthelferin kennen, welche einen Kurs bei Frau Vodder besucht hatte. Asdonk betrieb viel Forschung zur manuellen Lymphdrainage und verhalf der Therapie so zum Eingang in den medizinischen Bereich.

Die Gesellschaft für MLD nach Dr. Vodder

Um den Erfolg der manuellen Lymphdrainage weiter voranzutreiben Gründeten Vodder, Asdonk und Wittlinger (ein Masseur) die „Gesellschaft für manuelle Lymphdrainage nach Dr.Vodder“. Das Ziel der Gesellschaft wer es, die Wirksamkeit der manuellen Lymphdrainage zu beweisen. 1976 wurde daraus die „Deutsche Gesellschaft für Lymphologie“.

Asdonk verhalf zusammen mit Herrn Dr. Michael Földi der Therapiemethode durch Gründung einer Schule für angehende Lymphtherapeuten zu mehr Anerkennung. Prof.Dr.med. M. Földi gründete zusammen mit seiner Frau Prof.Dr.med. E. Földi die erste lymphologische Fachklinik, die Földiklinik. Dort wurde die manuelle Lymphdrainage zusammen mit anderen Therapiemethoden angewendet und etablierte sich als wichtiger Pfeiler im Rahmen der komplexen physikalischen Entstauungstherapie (KPE). Heute gilt die KPE als Standard in der Therapie von Lymphödemen und wird von den meisten Krankenkassen vergütet.

Die verschiedenen Massagebewegungen der MLD

Die manuelle Lymphdrainage ist eine sanfte Massageform, die nur von speziell geschultem, medizinischem Fachpersonal durchgeführt werden sollte. Patienten sollten sich nicht davor scheuen nach der genauen Ausbildung der Therapeutin oder des Therapeuten zu fragen.

Grundsätzlich ist die manuelle Lymphdrainage schmerzlos und dient nicht wie eine klassische Massage der Durchblutungssteigerung, sondern der Anregung der motorischen Lympheinheiten. Die Reize werden grösstenteils durch verschieben der Haut erzielt und richten sich genau auf die Lymphgefässe. Die Lymphgefässe werden durch maximal mögliche Dehnung in Längs- und Querrichtung zu mehr Kontraktionen angeregt.

Das Verschieben der Hut geschieht in kreisförmigen Bewegungen, wobei während der Hälfte des Kreises die Druckphase stattfindet und während der andern Hälfte des Kreises die Nullphase, bei welcher kein Druck auf das Gewebe ausgeübt wird. Es wird in der manuellen Lymphdrainage zwischen vier Grundgriffen unterschieden.

Stehender Kreis

Die gestreckten Finger, manchmal auch die Handfläche werden auf die zu behandelnde Körperregion gelegt und die Haut kreisförmig verschoben. Der stehende Kreis kann in der manuellen Lymphdrainage auch mit beiden Händen gleichzeitig durchgeführt werden. Es werden immer 5 Kreisbewegungen „stehend“, also ohne die Hände auf der Haut zu verschieben beschrieben, bevor zum nächsten Punkt weitergegangen wird. Der stehende Griff kann auch in Variationen, z.B. nur mit 4 Fingern durchgeführt werden. Bei der manuellen Lymphdrainage kommt der stehende Griff überall dort zur Anwendung wo sich grosse Ansammlungen von Lymphknoten befinden und die Durchflussmenge erhöht werden soll.

Pumpgriff

Der Pumpgriff wird hauptsächlich an den Extremitäten angewendet. Die Finger sind gestreckt und nur im Grundgelenk leicht gebeugt, der Daumen liegt gegenüber (Opppsitionsstellung). Zuerst wird nur die weiche „Schwimmhaut“ zwischen Daumen und Finger auf die zu behandelnde Körperstelle gelegt. In einer halbkreisförmigen Bewegung verschieben die Finger die Haut in Richtung Rumpf des Patienten, wobei der Druck leicht erhöht wird. Bei jeder Wiederholung des Griffs wird die Hand etwas näher in Richtung Rumpf geführt.

Schöpfgriff

Der Schöpfgriff ist dem Pumpgriff sehr ähnlich, unterscheidet sich aber in der Richtung des Druckaufbaus und ist nur für den distalen Abschnitt der Extremitäten, also Unterarm und Unterschenkel geeignet. Die Ausgangslage ist gleich wie beim Pumpgriff. Die Bewegung wird aber nicht nur in Richtung Rumpf, sondern in einer leichten Drehbewegung durchgeführt. Der Schöpfgriff kann mit einer Hand oder mit beiden Händen abwechselnd durchgeführt werden.

Drehgriff

Der Drehgriff ist speziell für grossflächige Körperstellen, also den Körperstamm oder stark geschwollene Extremitäten geeignet. Die Hand wird flach auf die Haut gelegt. Anschliessend wird die Handfläche angehoben, bis nur noch die Fingerspitzen Hautkontakt haben. Beim Senken der Hand wird eine leichte Drehbewegung beschrieben, der Daumen dient als Haltepunkt. Da der Druck beim Absenken der Hand erhöht wird, kommt es zu einer Dehnung der Haut in Richtung der Fingerspitzen.

Kombinationsgriffe

Bei der manuellen Lymphdrainage werden die vier Grundgriffe häufig in Kombinationen angewendet. Die Variationen können vom Therapeuten selbst gewählt werden und sollten immer auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt sein.

Worauf gilt es bei der manuellen Lymphdrainage zu achten?

Die manuelle Lymphdrainage sollte immer auf die Gegebenheiten beim Patienten eingehen. Dabei können folgende Merkmale variiert werden.

Druckstärke

Der Reiz bei der manuellen Lymphdrainage ist sehr gering und soll wie eingangs beschrieben nicht zu einer Durchblutungssteigerung führen. Anzeichen, dass ein zu hoher Druck gewählt wird sind Schmerzen und Hautrötungen. Bei manchen Patienten ist eine Anregung des Stoffwechsels durchaus erwünscht, diese wird allerdings nicht durch die manuelle Lymphdrainage, sondern durch andere physikalische Massnahmen erreicht.

Kreisförmigkeit

Die kreisenden Griffe der manuellen Lymphdrainage haben immer einen Nullpunkt, bei dem kein Druck auf das Gewebe ausgeübt wird und eine Druckphase, wobei sich beide Phasen „stufenlos“ abwechseln sollten. Abhängig von der Position der einzelnen Phasen, kann die Flussrichtung der Flüssigkeit beeinflusst werden. Es wird immer in Richtung der nächsten Lymphknotenansammlung gearbeitet. Wenn Lymphknoten operativ entfernt wurden, muss diese Tatsache bei der Behandlung berücksichtigt werden.

Dauer und Wiederholung des Griffs

Die manuelle Lymphdrainage ist eine langsame Massageart mit einer niedrigen Grifffrequenz. Ein Griff dauert in der Regel 1-2 Sekunden. Danach folgt eine ebensolange Pause. Bei ausgeprägten Ödemen kann die Grifffrequenz noch nach unten angepasst werden. Die Frequenz der Griffe ist an die natürliche Aktivität der Lymphangione angepasst. Bei Ruhe kontrahieren sie nur 8-10 Mal pro Minute. Jeder Griff wird mehrmals wiederholt, um überhaupt eine Reaktion des Lymphsystems zu erreichen. Durch die langsamen Bewegungen wird die manuelle Lymphdrainage relativ zeitaufwändig, jede Sitzung dauert mindestens 30 Minuten.

Behandlungsabfolge

Auch wenn sich das zu behandelnde Ödem meist nur auf eine Extremität, oder sogar nur auf einen Teil davon beschränkt, werden immer mehrere Körperregionen behandelt. Die genaue Reihenfolge hängt von der Lage des Ödems ab. Im Regelfall wird als erstes der Bereich an Hals, Nacken und Schlüsselbein behandelt. Dort befinden sich viele Lymphknoten und die Mündung der Lymphsammelstämme in die Vene. Anschliessend wird eine Region des Rumpfs in der Nähe des Ödems behandelt. Beim Armlymphödem sind das Brust und Rücken, beim Beinlymphödem ist es der Bauch. Erst wenn in diesen Bereichen die Aktivität der motorischen Lympheinheiten gesteigert ist, kann die interstitielle Flüssigkeit aus dem ödematösen Beriech in die Region mit dem zuvor angeregten Lymphabfluss verschoben werden. An den Extremitäten wird immer von der Wurzel nach distal, also Richtung Hand oder Fuss gearbeitet. Die Drainagebewegungen selbst verlaufen immer in Richtung des zuvor behandelten Abschnitts.

Gibt es verschiedene Techniken der manuellen Lymphdrainage?

Manchmal hört man davon, dass es verschiedene Techniken bei der manuellen Lymphdrainage gibt. Bei einer Untersuchung konnte festgestellt werden, dass dies nicht der Fall ist. Der Irrglaube kommt von der Tatsache, dass es mehrere Schulen für das Erlernen der manuellen Lymphdrainage gibt. An den verschiedenen Schulen werden bis auf minimale Abweichungen die gleichen Techniken gelehrt, lediglich die Bezeichnungen für die einzelnen Griffe unterschieden sich. So werden an den Asdnok-Schulen die Pump-, Schöpf- und Drehgriffe als gegensinnige resp. gleichsinnige Daumen-Handkreise bezeichnet. Auch die Kombinationsgriffe haben in den unterschiedlichen Schulen verschiedene Bezeichnungen. Die Griffe an und für sich sind aber überall gleich. Es gibt also kein Richtig und Falsch zwischen den vermeintlich verschiedenen Methoden.

Wer darf die MLD durchführen?

Die manuelle Lymphdrainage ist eine hochwirksame Behandlungsmethode, wenn sie korrekt durchgeführt wird. Eine falsche Massagetechnik, kann z.B. bei Lymphödemen zu einer weiteren Schädigung des Gewebes und der empfindlichen Lymphgefässe führen. Aus diesem Grund sollte die manuelle Lymphdrainage nur von speziell ausgebildeten Therapeuten durchgeführt werden und nicht von einem Masseur ohne spezifische Ausbildung.

Selbständig lässt sich die manuelle Lymphdrainage ebenfalls nicht durchführen, da wie oben beschrieben immer mehrere Körperregionen behandelt werden, die teilweise gar nicht selber erreicht werden können. Weiter begünstigt eine flache Liegeposition den Abfluss. Wer an starken Schwellungen leidet sollte sich über ergänzende Therapieformen informieren und sich allenfalls einige einfache Griffe von der MLD-Therapeutin zeigen lassen die vom Partner oder allenfalls auch selbständig durchgeführt werden können. Einen Ersatz für eine professionelle Lymphdrainage stellen diese einfachen Selbstbehandlungen aber nicht dar.

Wie häufig wird die manuelle Lymphdrainage durchgeführt?

Die Häufigkeit der Therapiesitzungen hängt ganz von den Indikationen und deren Schweregrad ab. Je nach Behandlungsphase kann auch die Häufigkeit der manuellen Lymphdrainage variieren. Bei Lymphödemen wird in einer ersten Phase bis zu zweimal täglich eine manuelle Lymphdrainage durchgeführt. Ist das Gewebe maximal entstaut, kann das Intervall zwischen den einzelnen Therapiesitzungen vergrössert werden. Die Phasen der Entstauung und der Erhaltung wechseln sich oft ab. Bei einem Lymphödem wird die manuelle Lymphdrainage das ganze Leben lang fortgeführt.

Wird die Lymphdrainage nach Operationen durchgeführt, können schon wenige Anwendungen ausreichen, um den gewünschten Zustand wieder herzustellen. Eine längere Anwendung ist nicht notwendig.

Ist manuelle Lymphdrainage wissenschaftlich anerkannt?

Ja. Zwar wurde die manuelle Lymphdrainage bei ihrer Entstehung der Alternativmedizin zugeschrieben. In zahlreichen klinischen Beobachtungen konnte die entstauende Wirkung der MLD beobachtet werden. Bei Versuchen mit Gewebepräparaten und an lebenden Menschen konnte die Steigerung der Lymphmotorik nach der manuellen Lymphdrainage auch noch Stunden nach der Behandlung nachgewiesen werden.

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Die manuelle Lymphdrainage als Teil der komplexen physikalischen Entstauungstherapie

Die komplexe physikalische Entstauungstherpie (KPE) ist die am häufigsten angewendete Behandlungsmethode bei Lymph- und Lipödemen. Die manuelle Lymphdrainage stellt einen wichtigen Pfeiler der KPE dar, welche sich aus mehreren Anwendungen zusammensetzt. Deshalb wird hier kurz auf die anderen Anwendungen im Zusammenhang mit der KPE eingegangen.

Nach der manuellen Lymphdrainage werden die ödematösen Extremitäten mit einem lymphologischen Kompressionsverband eingebunden oder nach der Entstauungsphase mit einem medizinischen Kompressionsstrumpf versorgt. Um Hautschäden und Infektionen vorzubeugen wird im Rahmen der komplexen physikalischen Entstauungstherapie eine konsequente Hautpflege durchgeführt. Bewegungsübungen die regelmässig durchgeführt werden, regen die Lymphaktivität zwischen den einzelnen MLD Sitzungen zusätzlich an.

Anwendungsgebiete der MLD

Die Hauptindikation für manuelle Lymphdrainage ist das Lymphödem. Ob es sich um ein primäres oder sekundäres Lymphödem handelt spielt dabei keine Rolle. Bei einem Lymphödem wird die manuelle Lymphdrainage immer im Rahmen der oben beschriebenen komplexen physikalischen Entstauungstherapie eingesetzt. Das gleiche gilt für das Lipödem. Weitere Indikationen für MLD sind:

  • Traumatische Schädigungen wie Distorsionen, Muskelfaserrisse, Luxationen mit Hämatombildung. Durch die manuelle Lymphdrainage kann die Heilungsdauer verkürzt und eine Schmerzlinderung erreicht werden.
  • Nach Frakturen an Arm oder Bein kann durch die manuelle Lymphdrainage eine Abschwellung des Operationsgebiets erreicht werden. Es kann schneller zum Gehgips gewechselt werden. Bei Armfrakturen die mit einem Halbgips versorgt werden, kann sogar durch den Verband manuelle Lymphdrainage angewendet werden.
  • Sudecksche Dystrophie, Morbus Sudeck
  • Manuelle Lymphdrainage kann die Narbenbildung begünstigen und Juckreiz und Schmerzen im Bereich der Narbe lindern.
  • Bei Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis, bei Arthrose und Weichteilrheumatismus kann ebenfalls manuelle Lymphdrainage angewendet werden.
  • Weiter wird manuelle Lymphdrainage auch im Beauty- und Lifestylebereich eingesetzt. Sie soll Cellulite reduzieren oder Schwangerschaftsstreifen vorbeugen. Die Wirkung von manueller Lymphdrainage zu diesen Zwecken ist nicht untersucht.

Kontraindikationen

  • Tumorerkrankungen
  • Herzinsuffizienz, dekompensierte Herzinsuffizienz
  • Karidales Ödem
  • Fieber und erhöhte Temperatur über 37,5 °C
  • Thrombosen, Phlebitis
  • Erysipel
  • Schilddrüsenfunktionsstörungen
  • Asthma bronchiale

AIK – Alternative zur manuellen Lymphdrainage?!

Bei der apparativen intermittierenden Kompression handelt es sich um eine technische Anwendung, die eine ähnliche Wirkung wie die manuelle Lymphdrainage hat. Über eine Manschette mit mehreren Kammern wird ein wellenförmig auf- und abbauender Druck an Bein oder Arm appliziert. Dies bewirkt einerseits eine Anregung der Lymphmotorik und andererseits wird Flüssigkeit aus dem Gewebe in Richtung der noch funktionsfähigen Lymphgefässe am proximalen (körpernahen) Ende der Extremität verschoben.

Die apparative intermittierende Kompression ist eine wissenschaftlich untersuchte und bestätigte Methode zur Lymphdrainage und wird in spezialisierten Lymphkliniken seit Jahrzehnten erfolgreich angewendet. Trotzdem findet die Therapiemethode noch keine grosse Verbreitung. Das liegt einerseits an den relativ hohen Anschaffungskosten die bisher für die AIK-Kompressionsgeräte bezahlt werden mussten, andererseits an der Ablehnung der Lymphdrainage-Therapeuten. Heute gibt es speziell für den Privatgebrauch konzipierte AIK-Geräte wie das VASOprime wave 4, welche im Vergleich zu herkömmlichen Geräten relativ günstig sind. Die Ablehnung der Lymphdrainage-Therapeuten gegenüber der AIK wurde untersucht und es hat sich herausgestellt, dass diese durch die Angst eine Einkommensquelle zu verlieren begründet ist.

Diese Befürchtung ist weitgehend unbegründet, denn die AIK sollte immer in Kombination mit manueller Lymphdrainage angewendet werden.

Der Vorteil für die Patienten ist, dass das Therapiekonzept meist zu Gunsten der AIK abgeändert werden kann. Das heisst, einige Sitzungen bei der manuellen Lymphdrainage werden durch AIK Anwendungen ersetzt. Zwischen den AIK Anwendungen wird immer wieder eine Sitzung bei der manuellen Lymphdrainage in Anspruch genommen. Dadurch gewinnen die Patienten enorm viel Freiheit, denn die AIK kann ohne Anfahrtsweg ganz bequem zu Hause auf dem eigenen Sofa durchgeführt werden, wann immer sich der Patient bereit dazu fühlt. Das AIK Gerät kann auch in die Ferien mitgenommen werden und steht an Feiertagen zur Verfügung.

Wer neben der manuellen Lymphdrainage die apparative intermittierende Kompressionstherapie anwenden möchte, sollte das bestehende Therapiekonzept zusammen mit dem behandelnden Arzt überarbeiten. Er kann die Wirksamkeit der AIK überprüfen und eine entsprechend angepasste manuelle Lymphdrainage verordnen.

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